Tagebucheintrag – 22. Juni
(Küken alleine, Hitze & Fotografentermin)
Piti und Platsch sind derzeit häufig alleine im Nest. Das bedeutet aktuell leider auch viel direkte Sonneneinstrahlung und weiterhin die Gefahr durch Greifvögel. Doch zum Glück sind Alexander und Kaira nie wirklich weit weg – das konnten wir gestern bei einem dreistündigen Besuch vor Ort gut beobachten.

Ein besonderes Highlight war der Besuch von Doris B., die mit ihrer fantastischen Kamera vorbeikam. Es war und ist mir eine große Ehre, dass sie unser Nest besucht hat. Besser hätte es wirklich nicht laufen können:
Während ihres Besuchs konnten wir einen weiteren Fremdstorch auf dem Dach entdecken – der zweite in letzter Zeit, auch dieser ohne Ring. Alexander war glücklicherweise ebenfalls anwesend und ließ sich für wunderschöne Porträtaufnahmen blicken. Immer wieder zeigte er Drohgebärden und flog schließlich ab, um fast zwei Stunden lang Patrouille zu fliegen. Er hatte ordentlich zu tun, denn es waren gleich zwei Fremdstörche unterwegs, die ständig in der Luft kreisten.

Nebenbei konnten wir großartig den Thermikflug beobachten: Wie sie fast ohne Flügelschlag in eleganten Kreisen Höhe gewannen – ein beeindruckendes Schauspiel.
Natürlich ist es nicht immer einfach, die Küken allein im Nest zu wissen. Die anhaltende Hitze, der Futtermangel (der beide Altvögel zur gleichzeitigen Nahrungssuche zwingt) und der zusätzliche Stress durch fremde Störche machen diese Zeiten herausfordernd. Doch in wenigen Tagen sind die Küken ohnehin so groß, dass sie problemlos allein gelassen werden können.
Trotz der Dürre scheinen sie weiterhin gut versorgt zu werden – mit ausreichend Nahrung, gelegentlichen Wasserduschen und allem, was sie brauchen. Sie machen einen sehr fitten, agilen und altersgemäß entwickelten Eindruck. Vermutlich sind es sogar die kleinsten Küken in den bekannten Nestern, da diese Brut gerade noch so im Zeitfenster lag.
Ein gutes Zeichen: Sie koten regelmäßig, stehen viel auf, trainieren ihre Flügel – all das zeigt, dass sie sich gut entwickeln.
Bald bekommt ihr die wunderschönen Bilder von Doris zu sehen – dazu folgt in Kürze ein eigener Bericht. Vielleicht schon morgen. 🙂

Hallo Cindy!
Ich melde mich nochmal, weil mir nicht klar ist, weshalb Ihr befürchtet, die beiden Jungen könnten aus dem Nest fallen, Störche leben doch schon seit Ewigkeiten so und die unhandlichen Zweige wurden von den Altstörchen in der Vergangenheit ja schließlich nicht umsonst am Nestrand platziert.
Und dann das mit den Fremdstörchen: natürlich kann ich nicht sehen, was Ihr vor Ort seht, aber was würden denn die Fremdstörche beabsichtigt haben? Für eine eigene Brutsaison dürfte es reichlich spät sein, ein „feindlicher“ Übernahmeversuch scheint mir also ziemlich unwahrscheinlich. Schau Dir mal die diversen riesogen Brutkolonien am Bodensee oder in Südfrankreich an(wo Horst nebenHorst steht), dort hätten die Altvögel ja viel zu tun, wenn sie sich bei jedem anderen Altvogel in der Nähe bedroht fühlen würden. Vielleicht ist Alexander das noch nicht gewohnt, aber bedroht wurde er und die Jungen doch eher nicht?
Und dann komm ich noch zu Deiner Bemerkung bzgl. der unberingten Fremdstörche- was soll so ein Ring bringen? Ich bleibe dabei: es muss nicht jeder Vogel beringt werden, nur weil wir unsere Neugierde befriedigt haben wollen.
Nix für ungut und weiterhin herzlichen Dank, dass ich diese Bilder jeden Tag ansehen und die Entwicklung der vier verfolgen kann!
Hallo Angi,
danke für deine Nachricht. Ich möchte kurz auf ein paar Punkte eingehen – nicht im Sinne eines „Recht haben“, sondern um Missverständnisse auszuräumen:
Zum Thema „Küken alleine“:
Der Hinweis kam von mehreren Zuschauern – und ehrlich gesagt war auch ich irritiert. In diesem Alter ist es unüblich, dass Jungtiere so lange unbeaufsichtigt bleiben. Ohne eine Kamera wüsste man das nicht – und selbst mit ist es manchmal schwer zu beurteilen, ob Gefahr besteht oder nicht. Es war also keine Panikmache, sondern ein berechtigter Hinweis basierend auf Beobachtungen.
Zum Thema Fremdstörche:
Es stimmt, nicht jede Annäherung ist eine Bedrohung. Aber es gibt eben auch dokumentierte Fälle, in denen genau das geschah – erst heute wurde in Leiferde ein fremder Storch beobachtet, der zwei flügge Jungtiere verletzt hat. Solche Vorfälle sind selten, aber eben nicht ausgeschlossen. Wenn man sich intensiv mit Störchen beschäftigt, weiß man: Nicht alles ist so eindeutig, wie es auf den ersten Blick scheint.
Zum Thema Beringung:
Die Beringung hat nichts mit reiner Neugierde zu tun. Sie dient wissenschaftlichen Zwecken – zur Erforschung von Zugrouten, Lebensspannen, Partnerschaften und vielem mehr. Diese Arbeit ist wichtig für den Artenschutz. Natürlich ist nicht jeder Vogel beringt – aber es ist auch nicht verwerflich, sich Daten zu wünschen, wenn man sich intensiv mit einem Brutplatz beschäftigt.
Ich denke, wir beide schauen mit unterschiedlichen Blickwinkeln auf das Geschehen – das ist völlig in Ordnung. Ich bitte aber um Verständnis, dass meine Sichtweise nicht einfach mit deiner gleichgesetzt werden kann – sie basiert auf anderen Erfahrungen und Schwerpunkten.
Nichts für ungut – ich meine das wirklich so 😉
Und danke dir ebenso, dass du die Entwicklung mitverfolgst und dich einbringst.
Liebe Grüße
Cindy
Sind das wieder schöne Fotos. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung und eure Berichte. WUNDERSCHÖN
Liebe @Storchennest-Kolbermoor, liebe Doris Bauer💕
Herzlichen Dank für den einzigartigen, kompetenten Bericht und die schönen Fotos von Doris Bauer💐 Danke das wir an allem, teilhaben dürfen🙂
Es grüßt euch aus Augsburg Helga