Panische Flucht bei Nacht – Gelege alleine in der Nacht

Eine Nacht voller Fragen – und ein Morgen mit Hoffnung

21. Mai 2025 – Kolbermoor
Die Nacht begann ruhig. Kaira saß eng auf dem Gelege, Alexander stand wachsam. Es war alles wie immer – bis 22:11 Uhr. Da bemerkte Alexander etwas. Er hob den Kopf, stand aufrecht, horchte in die Dunkelheit. Ein Laut war zu hören – vielleicht ein Hund, doch je öfter man ihn hört, desto eher erinnert er an einen Uhu. Ein Hund um diese Uhrzeit? Unwahrscheinlich. Das Gelände ist umzäunt, der Hof liegt still.

Dann – es klang, als kämen Schritte. Oder ein leises Klopfen am Mast. Dinge, die nicht sein sollten. Denn wer betritt nachts fremden Boden, eingezäunt, angrenzend an ein Wohnhaus? Doch ausschließen kann man in solchen Momenten nichts.

Um 22:13 Uhr verließen beide Störche fluchtartig das Nest.
Kaira, die bis dahin noch gebrütet hatte, folgte Alexander – instinktiv, aufgeschreckt, vielleicht auch verunsichert. Zurück blieben vier Eier. Still. Ungeschützt.

4:22 – noch immer verlassen…

Die Stunden danach vergingen langsam. Wer einmal erlebt hat, wie schnell sich das Blatt in einem Nest wenden kann, kennt die Angst, die sich dann breitmacht. Einmal kurz nicht hingeschaut – und ein Küken verschwindet. So geschehen vor zwei Jahren in Fohrde. Es war kein Ei damals, aber das Schicksal zeigt sich oft grausam schnell.

Und doch … Marder oder Waschbären sind hier selten, das macht Hoffnung. Greifvögel jagen meist im ersten Licht des Tages. Es war mild in dieser Nacht. 14 Grad am Abend, 8 Grad in den frühen Morgenstunden, leichter Regen. Nicht ideal, aber auch nicht aussichtslos.

Vor allem wurden die Eier nicht bewegt.
Das klingt nebensächlich, ist es aber nicht. Denn ein Ei, das ungestört liegt, kühlt anders aus, bewahrt länger seine Lebensfähigkeit. Es gibt belegte Fälle, in denen Eier bis zu 24 oder gar 48 Stunden ohne Bebrütung überstanden haben – wenn auch selten.

Um 5:53 Uhr kehrte Kaira zurück.
Kurz darauf auch Alexander. Die Nacht hatte ein Ende, und mit dem neuen Morgen kam ein Stück Hoffnung zurück. Vielleicht waren sie einfach überfordert. Vielleicht sind sie noch jung, unerfahren – ein Gelege lässt man nicht einfach acht Stunden allein, schon gar nicht in dieser Phase. Aber sie kamen zurück. Das zählt.

Im Hintergrund Alexander in der Luft..

Und während das große Nest unter Beobachtung steht, spielt sich am Balkon fast unbemerkt ein kleines Wunder ab.
Zwei junge Kohlmeisen sind flügge geworden – die ersten aus dem Kasten dieses Jahres. Und als ich gestern, am Mittwoch, zur Reinigung griff, traute ich meinen Augen kaum: Ein neues Kohlmeisenpaar ist bereits eingezogen. Allerdings der andere Kasten. Der Nistkasten zeigt nach Norden – eigentlich keine typische Ausrichtung. Und doch: Noch am selben Tag begannen sie mit dem Nestbau. Blieb sogar über Nacht. Bemerkt habe ich dies auch nur, weil ich Abends im Wohnzimmer immer einen Meisenmann rufen hörte. ( Blick in den Livestream ) <– Klicken

Ein kleiner Moment des Glücks. Still, unspektakulär – aber so tröstlich.
Das Leben sucht sich seinen Weg. Immer wieder.

Nun heißt es wieder: abwarten. Hoffen. Beobachten.
Die Entscheidung fällt leise. Vielleicht am 5. Juni. Vielleicht auch schon früher. Wenn dann nichts wackelt im Nest, nichts piepst – dann müssen wir loslassen. Aber bis dahin?

Bis dahin glauben wir an ein Wunder.
An Kaira. An Alexander.
An das Leben, das manchmal auch nach einer langen, dunklen Nacht zurückkehrt.
Und an Kohlmeisen, die zeigen, wie leise das Glück manchmal daherkommt.

2 Gedanken zu „Panische Flucht bei Nacht – Gelege alleine in der Nacht

  • 22. Mai 2025 um 09:38 Uhr
    Permalink

    Die Hoffnung stirbt zuletzt, Daumen sind gedrückt

    Antworten
    • 22. Mai 2025 um 12:19 Uhr
      Permalink

      Vielen lieben Dank

      Antworten

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