Hunter – Ein Löwenherz im Storchennest

Hunter – Ein Löwenherz im Storchennest

📘 Tagebucheintrag – 10. Juni 2025
Titel: „Hunter – Ein Löwenherz im Storchennest“

Hunter, der Kleine.
Er will so sehr leben.

Seit den frühen Morgenstunden lagen alle Augen auf ihm – dem Schwächsten im Nest. Wackelig, erschöpft, aber voller Kampfgeist. Was am Morgen noch hoffnungsvoll schien, wurde mit jeder Stunde schwieriger.

Hunter, ganz unten beim verzweifelten Kampf ums Würmchen

Am späten Vormittag zog Kaira ihm erneut einen Wurm aus dem Schlund – zu lang, zu schwer, zu viel für den geschwächten Körper. Alexander ließ sich über fünf Stunden nicht blicken. Kaira nutzte die Zeit zunächst, um Schatten zu spenden und Fliegen zu verjagen – doch irgendwann wandte sie sich Hunter zu.

Am späten Nachmittag begann sie, auf ihn einzupicken. Und auch Pitti und Platsch machten mit – ob aus Instinkt oder weil sie das Verhalten der Altvögel nachahmen, vermag ich nicht zu sagen. Dafür fehlt mir das fachliche Wissen. Diese Szenen möchte ich euch aber nicht zeigen.

Als deutlich wurde, dass dies wohl der Beginn eines Rauswurfs war, informierte ich die Hofbesitzerin. Ich war bereit, jederzeit loszufahren.

Kurz darauf lag Hunter am Rand des Nestes – ich fuhr los.
Unten war die Rettungskette bereits bereit. Doch zuerst kam Mia.

Alexander kurz nach dem Wechsel, ich war noch dort.

Ich erspare euch das Bild. Ich konnte sie beerdigen. Sie war gut genährt, der Kropf aber vollkommen leer – bei ihr war es wohl wirklich das Auskühlen oder ein schwächeres Immunsystem.

Und Hunter?
Er hatte sich erneut ins Nest zurückgekämpft. Auf Biegen und Brechen. Doch seine Kräfte waren sichtbar erschöpft.

Und dann – als Alexander zurückkam – ein Wunder: Hunter klapperte.
Ein leises, aber deutliches Lebenszeichen.

Doch er bekam nichts ab. Zu schwach.

Als Kaira um 20 Uhr wiederkam, sah man als Zuschauer deutlich, wie schlimm es um ihn stand. Es lagen gefühlt ein Pfund Würmer im Nest – doch Hunter bekam keinen einzigen. Sein Körper war zu schwach, um sich zu beteiligen.

Mittlerweile gehe ich davon aus, dass er die Nacht nicht überleben wird.

So traurig es ist – es zeigt auf erschütternde Weise, wie hart und erbarmungslos die Natur sein kann. Hunter ist sehr mager. Sein Kropf sichtbar leer. Das Brustbein tritt deutlich hervor. Man kann Kaira nicht böse sein. Sie handelt ihrem Instinkt. Emotionales vergleichen wäre vollkommen fehl am Platz oder sie für etwas zu beschuldigen in ihrem „Tun und Handeln“. Kaira macht ihren Job wirklich gut als Storchenmama und das beweist sie Tag für Tag.

Und doch – eines weiß ich sicher:
Wenn dieser unglaublich starke kleine Storch ins Regenbogenland geht, wird er für mich immer ein ganz besonderes Küken bleiben.

Ein Löwenherz.
Er wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben. Zum Abschluss noch ein etwas schöneres Bild.

Auftauchen, Klappern, Abtauchen – herrlich.

Zwischen Freude, Sorge und Verantwortung – Das zweite Küken ist da

Zwischen Freude, Sorge und Verantwortung – Das zweite Küken ist da

Tagebucheintrag – Zwischen Sorge und Verantwortung

Der gestrige Tag war für viele von uns ein Wechselbad der Gefühle. Die länger anhaltende Abwesenheit von Alexander, gepaart mit dem fehlenden Futterangebot bis zum Abend, ließ erste Sorgen aufkommen. Die Sorgen scheinen nicht unberechtigt. Die meisten Zuschauer fühlen mit. Aber genau auch hier ist das Problem: wir dürfen das Leben in einem Storchennest nicht mit unseren ethischen Maßstäben bewerten.
Ich möchte aufklären ….
Wenn es Fragen gibt, die ich euch nicht beantworten kann, weil mir da die Erfahrung fehlt, hole ich mir die Antworten direkt aus Loburg. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen versuchen jederzeit, mich zu unterstützen.
Ansonsten:
Uns steht keine Auffangstation für verwaiste bzw. warum auch immer verunglückte Küken und Jungstörche zur Verfügung.
Wir verfügen weder über eine jederzeit zugängliche Hebebühne, noch die Mittel, eine solche zu bezahlen.
Aber in erster Linie: Nicht jeder von uns Menschen als Notfall empfundene Situation ist auch ein Notfall ……

Und genau da kommt § 44 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) (gerne mal klicken und lesen) ins Spiel. Dieser Paragraph schützt streng geschützte Arten – wie unseren Weißstorch – besonders in ihrer Fortpflanzungszeit. Eingriffe in ein laufendes Brutgeschehen sind demnach nur in absolut begründeten Ausnahmefällen erlaubt. Das bedeutet: Selbst wenn wir es wollen – wir dürfen nicht einfach handeln.

Ein aktives Eingreifen bedarf im Notfall der Absprache mit zuständigen Stellen wie dem LBV, der unteren Naturschutzbehörde, ggf. der Polizei oder dem Veterinäramt. Und auch das passiert nicht innerhalb von Minuten. Es braucht klare Anhaltspunkte, mehrstufige Abwägung und offizielle Freigaben. Ich verspreche euch: Sollte es wirklich zu einem akuten Notfall kommen – und ich hoffe inständig, dass wir das nie erleben müssen – werde ich alles in meiner Macht Stehende tun und die nötigen Kontakte aktivieren.

Ich behalte mir auch weiterhin vor, in enger Rücksprache mit meinen Moderator:innen, den Chat vorübergehend zu deaktivieren, sollte es zu Panikmache oder aggressivem Verhalten kommen. Wir wollen informieren, nicht polarisieren. Denkt daran: Der Stream hat auch eine pädagogische Funktion für Kinder. Was wir hier vermitteln, kann prägend sein – im Guten wie im Schlechten.

Realistisch betrachtet läuft in kaum einem dritten oder vierten Horst in der Natur alles glatt – das sehen wir nur nicht, weil keine Kamera dort steht. Es ist ein Privileg, hier zusehen zu dürfen. Und ich bin dankbar, dieses Projekt auf einem Grundstück durchführen zu dürfen, das nicht mir gehört. Ich bin Mieterin, Gast – und handle in enger Absprache mit der Hofbesitzerin. Aktionen ohne ihr Einverständnis sind ausgeschlossen.

Was wir aber ganz sicher tun: Zum Wohle des Tieres agieren. Und dazu gehört auch, nicht unter das Nest zu stellen, was oben erarbeitet werden muss. Wir wollen keine „Nestfaulheit“ fördern. Die Kleinen sollen von Anfang an lernen, dass Nahrung nicht aus dem Nichts kommt.


Und nun zum Schönen:
Um 1:55 Uhr schlüpfte das zweite Küken. Ganz still und heimlich unter Alexanders schützenden Federn. Am Morgen danach wurde das Nest bereits fünfmal gefüttert – bei zwei Fütterungen war sogar das frische geschlüpfte Küken dabei!


Unser Erstgeschlüpftes wird künftig auf den Namen „Pitti“ hören. Der Hintergrund ist eine sehr persönliche Sache und damit möchte ich dieser Person meinen tiefsten Dank ausprechen. Diese Person weis mit diesen Zeilen wer gemeint ist. Danke für alles was du bisher gemacht hast und vor allem dein Engagement.


Was den Namen für das zweite Küken betrifft, lasse ich mir noch was einfallen. 🙂

Consent Management Platform von Real Cookie Banner