🐣 Und plötzlich waren sie zu viert.
Ein Trio, das sich gefunden hatte. Eingespielt, abgestimmt, voller Energie – doch dann … passierte etwas.
Zuerst war es nur ein kleiner heller Fleck, der auf einem Ei auffiel. Ein bisschen Dreck vielleicht? Ein winziger Sprung? Oder nur Licht und Schatten, die uns in die Irre führen wollten?
Aber wer genau hinsah, konnte spüren: Da brodelt was.
Am nächsten Morgen dann die Gewissheit – ein Loch. Und nicht irgendeins. Ein Loch mit Leben.
Ein Schnabel, der sich keck durch die Schale schob, als wolle er sagen: „Hey, ich bin da. Ich bin spät. Aber ich bin bereit.“
Und so geschah es:
In der heutigen Nacht um 2:25 Uhr war es soweit.
Das vierte Küken hat sich befreit. Ganz still. Ganz heimlich. Ohne großen Applaus, aber mit einer unglaublichen Leistung.
Das Trio infernale wurde – völlig überraschend und doch irgendwie erwartet – zum Quartett geupgradet.
💛 Willkommen, kleines Wunder! 💛


🐾 Nicht die besten Startbedingungen
So schön dieser Moment ist, wir blicken mit wachem Blick auf die Realität – denn das Nest ist ein Ort voller Möglichkeiten, aber auch voller Herausforderungen. Und die sind für unseren Nachzügler nicht ganz ohne:
🐣 1. Die Größe und Kraft
Ein frisch geschlüpftes Küken bringt im Schnitt etwa 60–80 Gramm auf die Waage.
Seine älteren Geschwister hingegen sind über eine Woche alt, doppelt so schwer, haben ein dichteres Daunenkleid entwickelt und sind körperlich klar im Vorteil.
Ihre Bewegungen sind gezielter, ihre Hälse kräftiger, sie können sich besser behaupten.

In der Ornithologie ist bekannt, dass asynchrones Schlüpfen – also zeitlich versetztes Schlüpfen innerhalb eines Geleges – bei Störchen evolutionär angelegt ist.
Es dient der natürlichen Brutreduktion: Wenn die Ressourcen knapp sind, überleben meist nur die kräftigsten Jungtiere.
📚 Vgl. Birkhead, T. R. et al., Bird Sense: What It’s Like to Be a Bird, 2012.
🪱 2. Die Nahrung
Während die älteren Küken schon Kaulquappen, Insekten und sogar kleine Mäuse verschlingen, braucht Mini noch etwas ganz anderes:
Weiche, nährstoffreiche Nahrung – Schnecken, Würmer, kleine Käfer.
Doch je älter der Nachwuchs wird, desto mehr passen die Altstörche ihre Jagdgewohnheiten an – und genau das macht es für das Kleinste so schwer.

🤕 3. Die Geschwister
Was bei den Großen wie ein kleines Geplänkel aussieht, kann für Mini schnell gefährlich werden:
Gehackt, gezwickt, beiseite geschubst – all das ist Alltag im Nest.
Diese sozialen Interaktionen sind normal, aber für das Leichtgewicht körperlich belastend.
Je größer die Geschwister, desto härter trifft es das Kleine – und je häufiger, desto mehr Kraft verliert es.
⚠️ 4. Die Reaktion der Altvögel
So hart es klingt: In der Natur zählt das Ganze.
Wenn ein Küken dauerhaft zurückbleibt, hungert oder schwächelt, kann es passieren, dass die Altstörche es selbst aus dem Nest entfernen oder – in seltenen Fällen – sogar fressen.
Dieses Verhalten nennt man Elterninfantizid, und es wurde bei Weißstörchen wissenschaftlich dokumentiert.
📚 Vgl. Tryjanowski & Kuźniak, Parental infanticide in White Storks, The Wilson Journal of Ornithology, 1999.
Es ist eine Überlebensstrategie – so schwer sie uns auch fällt.
✨ Aber … nichts ist in Stein gemeißelt!
All das sind Möglichkeiten. Keine Gewissheiten.
Denn manchmal überrascht uns das Leben – und die Natur erst recht.
Vielleicht kämpft sich unser Mini durch. Vielleicht bekommt er genau das, was er braucht.
Vielleicht hat er einen großen Bruder oder eine Schwester, die Platz machen, ihn wärmen oder einfach mal „nicht hauen“. 😉
Was wir jetzt tun können?
👀 Beobachten.
🙏 Hoffen.
🤞 Daumen drücken.
Und die Geschichte weiterschreiben lassen.
Denn:
Wer um 2:25 Uhr in einer stillen Sommernacht das Licht der Welt erblickt, hat schon jetzt ein kleines Wunder vollbracht.
🐣💛 Willkommen, kleines Küken Hunter (Namenspate Hannesdr53). 💛🐣
