Adlerauge aufgepasst – ist es Alexander ?

Adlerauge aufgepasst – ist es Alexander ?

🪶 Tagebucheintrag – Ein besonderer Fund vom 10. September

Am 10. September – übrigens der Geburtstag meiner großen Tochter – erreichte mich eine Zusendung, die schon eine Weile zurückliegt, aber definitiv einen Platz hier im Tagebuch verdient.
Die Absenderin ist eine sehr treue Zuschauerseele und zugleich eine aktive Foristin im LBV. Sie hat mir freundlicherweise erlaubt, euch ihre wunderbaren Aufnahmen zu zeigen und hier zu posten.
(Bitte beachtet dennoch das Copyright und verbreitet die Bilder nicht ohne Zustimmung.)

Zunächst hatte die Zusenderin vermutet, es handle sich bei den beiden Störchen auf den Wiesen um Pitti & Platsch, die zuvor in Göttin an der Kirche gesehen wurden.
(Funfact am Rande: Mein Sohnemann trainiert beim SV Götting bei den ganz Kleinen im Fußballverein – die Welt ist manchmal wirklich klein!)

Doch beim genaueren Hinsehen stellte sich heraus, dass beide Störche keine Ringe trugen. Das machte die Sache spannend! Nach einigen weiteren Vergleichen und Abgleichen kam mir schnell der Gedanke, dass es sich vielleicht um Alexander und Kaira handeln könnte.

Als ich dann jedoch die Bilder und Videos aus unserem Nest noch einmal ganz genau zum Vergleich heranzog – und schließlich die andere Seite der Störche auf den Wiesen zu sehen war – schied Kaira eindeutig aus.

Bei einem der beiden bin ich mir allerdings zu 95 % sicher, dass es sich um Alexander handelt. Die deutliche V-Lücke an den linken Schwingen, die lange, markante Feder ganz vorne sowie die grauen Marker in den schwarzen Federn sind ganz typisch für ihn.
Beim zweiten Storch zeigte sich spätestens auf der rechten Seite, dass es nicht Kaira sein kann. (Anklicken für volle größe)

So oder so – ob es nun tatsächlich Alexander in Begleitung war oder nicht – die Bilder sind einfach wunderschön und ich freue mich, sie mit euch teilen zu dürfen.
Gerade jetzt, wo im Nest Ruhe eingekehrt ist, sind solche kleinen Entdeckungen eine tolle Abwechslung und ein Stück Verbindung in der Saisonpause. Und wenn ihr große Langeweile habt, lasst euer Adlerauge mal spielen. Bin gespannt was ihr denkt? 😀

Ein ganz herzliches Dankeschön an die liebe Zusenderin für das Bereitstellen der Fotos! 💚

Ich wünsche euch allen einen guten Start in die nun zunehmend herbstlich werdende Zeit – und haltet die Augen weiterhin offen auf unserer Website.
Wenn alles klappt, erwartet euch zur Weihnachtszeit eine ganz besondere Überraschung! 🎄✨

Eure
Cindy

Mein persönlicher Rückblick Teil 2

Mein persönlicher Rückblick Teil 2

Teil 2

Pitti & Platsch mussten schon früh lernen, sich zu behaupten. Unser Alexander war ganz sicher noch sehr unerfahren. Wir hatten extrem heiße Tage, an denen er idealen Schatten spendete – aber auch viele, an denen er einfach über Stunden hinweg abwesend war.

Kaira konnte irgendwann nicht anders, als Nutzen und Risiko abzuwägen – und ließ die Kleinen bereits mit drei Wochen alleine im Nest zurück. Sie musste Wasser holen, Futter bringen. Rückblickend kann man fast sagen, es war mehr Glück als Verstand, dass nicht ein Milan – und davon gibt es hier über den Feldern wirklich viele – sich eine schnelle Mahlzeit holte.

Einmal hatten wir sogar einen fremden Storch auf Stippvisite. Doch der kleine Platsch zeigte ihm gleich, wer hier das Sagen hat. Ich erinnere mich noch gut an den kleinen Frechdachs – einmal schnappte er sogar nach Papa!

Nein, einfach hatten sie es wirklich nicht. Und trotzdem haben sie es allen gezeigt. Sie wuchsen, sie gedeihten.
Jede Nacht schenkten sie uns wunderschöne Kuschelbilder – und selbst am Tag waren sie ein Herz und eine Seele. Mit Spannung konnte man täglich beobachten, wie sie sich zankten, um Gewölle, oder wie sie beim Futter einen regelrechten Tanz des Gierigen aufführten. Ich sage nur: Ratte.

Und irgendwann, als sich die Routine schon fast eingeschlichen hatte, war es soweit: Die ernsthaften Flugübungen begannen. Alexander hatten wir da schon fast zwei Wochen nicht mehr gesehen – wir gingen wirklich davon aus, dass er unterwegs war. Doch kaum tauchten mehrfach Fremdstörche auf, war er wie durch Zauberhand wieder da.

Der Jungfernflug – mit Spannung erwartet. Ich hatte ein grobes Zeitfenster im Kopf, wann es theoretisch so weit sein könnte. Und tatsächlich behielt ich recht: Durch die lange Regenperiode und die fehlenden Übungsflüge verschob er sich um gut eine Woche nach hinten.
Und dann war es soweit. Beide hoben ab.

Einer der schönsten, bewegendsten Momente für mich. Vielleicht sogar der emotionalste seit dem Start dieses Projekts. Klar, es ist schon etwas Besonderes, überhaupt ein Paar zu haben, Eier zu sehen, das Schlüpfen mitzuerleben und gemeinsam durch die schwierigste Zeit zu gehen, bis die Kleinen „alt“ genug sind.

Aber einen Jungfernflug zu erleben – im ersten Jahr, mit einem Projekt, das gemeinsam mit Kindern entstanden ist – das ist (abgesehen von meinen eigenen Kindern) für mich das allergrößte Glücksgefühl überhaupt.

Und dieses Glück nicht alleine zu feiern, sondern mit der Grundstücksbesitzerin, die durch das Bereitstellen des Platzes einen so wichtigen Beitrag leistet, mit dem Chat, mit vielen Menschen, die man auch persönlich trifft und die fragen: „Sind Sie Frau Kock vom Storchennest?“ – das ist schon sehr ergreifend.
Da merkt man erst, wie schön es ist, etwas zu erschaffen, das Menschen begeistert, die vorher gar keine Berührungspunkte damit hatten. Plötzlich fiebern sogar Kolbermoorerinnen und Kolbermoorer mit, sitzen vor dem Stream, feiern die Höhepunkte mit – und durchleben mit uns die traurigen Momente.

Traurig ist es auch jetzt: Das Nest ist leer. Nur die Spuren darin zeugen noch davon, dass hier Leben entstand. Während Pitti & Platsch hoffentlich schon sicher in Afrika angekommen sind, sagten Kaira & Alex in der zweiten Augustwoche ebenfalls Lebewohl – und verließen gemeinsam zum letzten Mal in diesem Jahr das Nest.

Trotz aller Stolpersteine hoffe ich fest auf ein Wiedersehen im März oder April 2026. Mit mehr Erfahrung. Mit neuer Stärke. Aber auch jede andere Konstellation wird mich – wird uns – freuen.

Bis dahin ziehe ich mich etwas zurück. Die Saison ist vorüber. Natürlich schaue ich immer wieder in den Chat und freue mich, dass er weiterlebt. Im Frühjahr wird auch der Ton wieder aktiviert.
Und bis dahin beobachten wir, wie die Blätter an den Bäumen weniger werden – und genießen die schöne Bergwand.

Bis es wieder heißt:
Was klappert denn da?

Eure Cindy ♥

PS: Für die Adventszeit möchte ich versuchen, einen Adventskalender für euch umzusetzen. Wie genau – das seht ihr, wenn es geklappt hat 😀

Mein persönlicher Rückblick Teil 1

Mein persönlicher Rückblick Teil 1

Wie schnell doch die Zeit vergeht… Wenn ich zurückschaue, sehe ich all die kleinen und großen Momente, die uns das Storchennest in den letzten Wochen geschenkt hat. Mal waren es stille Augenblicke – wenn der Wind sanft durch die Äste fuhr und Kaira ganz in Ruhe im Nest stand. Mal waren es aufregende Szenen, bei denen das Herz schneller schlug, weil plötzlich so viel Bewegung in der Luft lag.

Es ist erstaunlich, wie vertraut einem ein Nest werden kann. Jeder Blick nach oben, jedes Foto, jede kleine Entdeckung – es fügt sich wie ein Puzzleteil zusammen und erzählt seine eigene Geschichte. Und mittendrin wir, die immer wieder staunend zuschauen dürfen. So bleibt dieser Rückblick wie ein kleiner Gruß aus der Vergangenheit. Ein Erinnern daran, wie viel Freude, Spannung und auch ein wenig Geheimnis uns die Störche Tag für Tag schenken. Und es macht neugierig auf das, was noch kommt…

Es war April. Im Auto, auf dem Weg zum Flughafen, passierte es: ein Klick – und die Verbindung zum Stream war gekappt. Vom Handy aus unmöglich zu regeln. Dafür braucht man einen Laptop, um den Stream bei YouTube neu zu starten.
„Was soll schon in einer Woche in Kairo im Nest passieren?!“ dachte ich noch.

Ziemlich viel, wie sich herausstellte. Zum Glück schrieb ich dann doch noch Basti aus Fohrde, ob er so lieb wäre, mir das Ganze (für den Seelenfrieden) neu zu starten. Er hat durch seine administrative Unterstützung ja ebenfalls Zugriff auf die Technik.

Als ich Stunden später im Gästezimmer bei meinem Bekannten in Kairo lag – es war längst nach Mitternacht – und endlich WLAN hatte, explodierte förmlich mein Handy. Nachrichten über Nachrichten, die Community völlig aus dem Häuschen:
Ein Storch war gelandet. Und er blieb tatsächlich über Nacht.

Am nächsten Morgen begriff ich erst, was da los war – und dann ging alles Schlag auf Schlag. Ein zweiter Storch kam dazu und setzte sich durch.

Zuerst noch im Glauben, es handle sich um „Schema F – der Mann kommt zuerst“, dachten wir, es wäre ein Alexander. Da wir gerade nach Alexandria fuhren, passte das sogar. Doch der allererste Tretakt zeigte sehr schnell: unser vermeintlicher Alex war in Wahrheit eine Kaira. Der Name entstand dann im Chat, angelehnt an Kairo, meinem Hauptziel der Reise.

Hier zeigte sich wieder, wie wertvoll unsere Community aus Storchenfans ist. So aktiv, so herzlich – fast wie in meinem Job. 😀 Stichwort Partizipation!

Alexander und Kaira also. Bald hatte das Nest auch schon seinen Spitznamen: „Speednest“. Denn kaum angekommen, lag auch schon das erste Ei. Aus einem wurden vier – und dann begann die lange, lange Wartezeit.

Zweimal wurde es richtig aufregend. Einmal waren plötzlich beide Störche panisch verschwunden. Und beim zweiten Mal – wenige Tage vor dem errechneten Schlupftermin – passierte es wieder. Ganze acht Stunden blieb das Nest leer, bei gerade mal 14 Grad Außentemperatur, ohne aktive Wärme. Würden die Küken es noch schaffen?


Einmal mehr zeigte die Natur, dass sie stärker ist, als wir manchmal denken. Trotz aller Zweifel, trotz der Gedanken, sich schon von den „Wackelköpfen“ verabschieden zu müssen – die Natur bewies uns das Gegenteil.

Der Tag der Tage kam. Mit ihm die nervösen Blicke von Kaira und Alex. Horchen. Aufstehen. Wenden. Wieder hinlegen. Wieder aufstehen. Und dann, ganz klar: ein Loch, Bewegung – und der Chat komplett am Ausrasten (positiv natürlich).

So ein Schlüpfen dauert seine Zeit. Aber jeden Tag durften wir ein Küken verkünden:
Mia, Hunter, Pitti & Platsch.

Hunter war unser kleiner Nachzügler, und mir war aus Erfahrung klar, dass er es schwer haben würde. Das klingt vielleicht emotionslos, ist aber eher rational: Ein Küken, das fast sechs Tage später schlüpft als das erste, ist wie ein Säugling, der einem Schulkind hinterherlaufen müsste. Diese Entwicklungsspanne ist kaum aufzuholen. Am Ende war es die Kombination aus Regen, Kälte und dem Verdrängen durch die Großen, die ihn das Leben kostete.

Und auch Mia wurde das Wetter zum Verhängnis. Wir nahmen traurig Abschied von beiden. Aber sie fliegen nur ein Stückchen höher als die zwei, die uns geblieben sind: Pitti & Platsch.

Fortsetzung folgt…

Ein letzter Gruß der Youngsters ?

Ein letzter Gruß der Youngsters ?

Kleiner Gruß von Pitti & Platsch

Heute früh hat mir mein Mann Bilder geschickt – darauf zu sehen: zwei Störche. Bei genauerem Hinsehen erkennt man bei einem von ihnen deutlich einen Ring am rechten Bein. Ganz sicher kann ich es natürlich nicht sagen, aber wer weiß … vielleicht sind es tatsächlich unsere beiden, die sich in Bruckmühl einer Reisegruppe angeschlossen haben. Auffällig ist, dass sie immer zusammen auf der Wiese stehen.

Und selbst wenn es nicht Pitti & Platsch sind – irgendwie ist es doch tröstlich, diese Vorstellung zu haben, dass die beiden vielleicht noch einmal gesehen wurden. Vielleicht sind es andere, vielleicht genau unsere. Aber so oder so: ein schönes Bild, das Hoffnung schenkt.

Was meint ihr?

Saisonende 2025

Saisonende 2025

Tagebucheintrag – Abschied von unseren Störchen

Nun ist es wohl soweit: Pitti und Platsch haben sich definitiv auf den Zug gemacht, das dürfte nun sicher sein.
Unsere beiden Jungstörche haben ihr Nest verlassen und sind auf der großen Reise gen Süden.

Kaira und Alexander haben wir noch am 30. und 31. August auf dem Nest gesehen. Seitdem sind auch sie nicht mehr da. Ob sie nun wirklich schon endgültig losgezogen sind, kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Einerseits spricht vieles dafür – schließlich sind wir bereits im September angekommen, und bis Mitte des Monats schließen sich die meisten Störche der letzten Zugbewegung an.

Andererseits gibt es zahlreiche Berichte, dass die Altstörche manchmal noch 1 bis 3 Tage abwesend sind und dann überraschend doch noch einmal im Nest vorbeischauen, bevor sie endgültig aufbrechen.

Klar ist: Die Jungstörche ziehen in der Regel 1–2 Wochen früher los als die Altstörche. Pitti und Platsch sind also voll im typischen Zeitplan unterwegs.

Zum Abschied möchte ich euch noch ein letztes Video von Kaira und Alex zeigen – ein schöner Moment, bevor auch sie die weite Reise antreten.

Da es unglaublich weitläufig wäre hier jedem beim Namen zu nennen. Ich bedanke mich bei euch ALLEN. Ob es die E-Mails sind, die Chatbeteiligung, die Unterstützung in so vielen Facetten. Vergesst NIE. IHR seid genauso WERTVOLL. Jeder einzelende von euch. Und, ohne euch wäre es doch nur halb so bewegend. Fühlt euch umarmt und wie sagt man so schön:
Nach der Saison – ist vor der Saison 😀


Eure Cindy

Chatthema Winterstörche

Chatthema Winterstörche

Tagebuch: Gedanken zum Winter – Warum bleiben Störche manchmal da?

In letzter Zeit höre ich öfter: „Es wäre doch schön, wenn unsere Jungstörche einfach bleiben würden – dann hätten wir länger etwas von ihnen!“ Ja, klingt niedlich … aber mal ehrlich: So richtig ernst gemeint ist das ja selten. Trotzdem hat mich das Thema tatsächlich beschäftigt, und ich dachte: Klar, ich fasse allen, die sich dafür interessieren, kurz und bündig die Fakten zusammen. Denn — ganz ehrlich — auch wenn es im Schnee wunderschön aussieht: Es ist eben nicht ihr instinktives Verhalten. (Am Ende das Video aus Prien vom 6.12.2024)

Störche sind eigentlich Zugvögel – seit Jahrhunderten ziehen sie im Herbst Richtung Süden nach Afrika. Doch heute bleiben immer mehr von ihnen in Deutschland über den Winter. Warum?

  • Klimawandel – mildere Winter: Die Temperaturen sinken seltener unter den Gefrierpunkt, Schnee und Eis halten sich kaum noch länger. Dadurch finden selbst im Winter noch Mäuse, Würmer und Fische – zumindest in vielen Regionen Naturschutzbund Deutschland e.V..
  • Nahrungsversorgung durch Menschen: Viele Störche nutzen ganzjährig zugängliche Nahrungsquellen wie Mülldeponien—vor allem in Spanien, Portugal und auch hierzulande. Dort finden sie Bioabfälle, Fleischreste usw. – und ersparen sich den weiten Zug
  • Energie sparen – mehr Überlebenschancen: Studien mit GPS-getrackten Jungstörchen zeigen, dass diejenigen, die auf Müllkippen überwintern, deutlich weniger Energie verbrauchen und daher höhere Überlebensraten haben als jene, die bis Afrika ziehen ScinexxT
  • Naturschutz und Bestandserholung: In Deutschland wächst der Weißstorchbestand – ein Teil des Erfolgs liegt im veränderten Zugverhalten: Viele bleiben näher oder gar im eigenen Land
  • Unnatürlich, aber pragmatisch: Was natürlicher Instinkt war, wird durch menschgemachte Veränderungen ergänzt – und die Störche passen sich an. Doch die Risiken bleiben: falsche Nahrung, Krankheit, Verletzungen – alles nicht ohne Folgen

Und weiter im Tagebuch…

Das Thema Klimawandel und die Verbindung zum Zugverhalten habe ich in diversen Magazinen und wissenschaftlicher Literatur nachgelesen. Alles haarklein aufzuschlüsseln würde hier den Rahmen sprengen – aber letztlich schließt sich der Kreis: All diese Probleme sind vom Menschen gemacht. Nicht die Tiere roden ihre eigene Welt. Wir sind es. Nicht die Tiere werfen leere Plastikverpackungen in Boden, Meer oder sonstwohin. Selbst die Krähen, die sich so am Müll bedienen, tun das nur, weil sie Zugang dazu haben. Wir sind es.

Und bevor jetzt wieder die Politik auf die Bühne geholt wird – die hat hier auf meiner Website keine Bühne. Ich fahre kein E-Auto, finde Pappstrohhame für Kinder in der Caprisonne doof, die angehefteten Deckel thematisier ich nicht weite 😉 Ihr wisst was ich meine. Ich muss mich ja nicht selbst auf die Straße kleben, um sinnvoll zu leben. Ich würde mich als jemand mit gesunden Einstellungen bezeichnen: Ich trenne Müll, bringe ihn zu den richtigen Stellen, kaufe Obst regional und klassisch ohne Plastik, kurzum ich achte seit längerem schon darauf, etwas umsichtiger zu sein. Exzentriker gibt es überall, aber gesunder Menschenverstand reicht völlig.

Deutschland ist auf einem guten Weg – wäre da nicht die extreme Verschwendung anderswo: Pfand wird missverstanden, geschälte Eier in Frischhaltefolie … Kekse einzeln in Folie? Da fehlt mir jegliche Logik.

Und siehe da: Der Storch wird bequem. In einem Nest hat man einmal Abends Bockwurst (!) serviert. Und nicht nur einmal – sie gewöhnen sich dran.

Man kann nur hoffen, dass sich die Zeiten ändern. Ich selbst werd’s vielleicht nicht mehr erleben. Aber wir können Weichen stellen – und andere dazu inspirieren. Irgendwann ist es zu spät.

Ich seh lieber Störche im Affenbrotbaum bei Sonnenuntergang als einen rotbeinigen Gesellen im weißen Schnee, der verzweifelt nach Nahrung sucht … und zur Müllkippe geht. Ich hoffe Pitti und Platsch sitzen da, eines Abends, im Affebrotbaum. Und träumen ein bisschen von Kolbermoor und seinen schönen Wiesen. Wachen morgens auf und vermissen die Hühner – nur ein bisschen. Und hoffentlich fliegen sie irgendwann dann wieder rüber. In die Wiesen, egal wo.

In diesem Sinne – kommt gut in die Woche morgen und lasst und abwarten, wie lange uns Kaira & Alex noch a bissl besuchen, bevor auch sie weg sind.


Cindy

War es ein Abschied ?

War es ein Abschied ?

Noch einige Tage konnten wir Pitti und Platsch beobachten. Ihre Zeiten außerhalb des Nests wurden länger, ihre Erkundungen weiter. Einmal waren es sogar sechs Störche in den Wiesen. Sobald sie nicht mehr im Sichtradius sind, ist es durchaus möglich, dass sie sich weiter hinten einer größeren Gruppe angeschlossen haben. In Richtung Aising gibt es jedes Jahr Reisegruppen, aber auch in Willing und Aibling Richtung Bruckmühl bilden sich Sammelbecken für Jungstörche, denen die Thermik unter den Flügeln juckt.

Wir haben spekuliert, wir haben mitgefiebert. Manche würden die beiden am liebsten auch im Winter hier sehen. Ich finde – und fände – das nicht gut. Es entspricht nicht ihrem natürlichen Instinkt und Zugverhalten. Der Storch ist ein Zugvogel. Dass manche bleiben, ist, wie so oft, ein menschengemachtes Problem – ein Spiegel dafür, wie wir mit unserer Welt umgehen.

Letzte Momente ?

Eine große Drogeriekette hatte, oder hat vielleicht noch, diesen treffenden Spruch: „There is no Planet B“. Ich erinnere mich, wie mir damals die Tränen in die Augen stiegen. Denn ja – wir haben keine zweite Erde. Schuhe, Kleidung – geht etwas kaputt, kaufen wir neu. Aber was ist, wenn unsere Erde kaputt ist? Wir sind auf dem besten Weg dorthin. Vielleicht nicht heute, auch nicht in 100 oder 200 Jahren. Aber später?

Zurück aber zu den beiden jungen Wilden: Kaira und Alex wurden einige Tage nicht auf dem Nest gesehen. Ich bin mir jedoch sicher, dass sie noch unterwegs sind. Altstörche ziehen eigentlich nach den Jungen. Die Großen sind nun nicht mehr abhängig, sie schaffen alles allein und lernen, indem sie beobachten. Sorgen müssen wir uns also nicht mehr.

Und doch: Sahen wir sie heute, am 29.08.2025, gegen Mittag zum letzten Gruß? Viele Blicke der beiden in den Himmel – und dann, nacheinander, in kurzem Abstand, flogen sie ab.

Heute Nacht ist das Nest leer. Komisch. So fing alles im November an – ein leeres Nest. Bis zum März. Dann wieder leer. Und plötzlich ging alles Schlag auf Schlag.

Sollte dies der Abschied gewesen sein, wünsche ich den beiden eine gute Reise. Möget ihr gesund und voller Kraft unser Kolbermoor nach Afrika tragen. Und wer weiß – man sagt ja: „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Es wäre so schön, wieder von euch zu hören.

Erst hob Pitti ab.

Ich bin nicht der Mensch, der jeden Sonntag in die Kirche geht. Aber hier, angesichts des geschaffenen Lebens, bin ich unendlich dankbar – und ich wünsche euch stets Gottes Segen auf euren Wegen, wohin sie euch auch führen. Danke, dass ihr in diesem Nest geboren seid, dass ihr so vielen Widrigkeiten standgehalten habt. Und wenn ihr nach oben blickt – grüßt leise Mia & Hunter. Sie fliegen nur ein bisschen höher als ihr.

Platsch einen kleinen Moment später

P.S.: Es kann natürlich auch sein, dass sie wegen des Regens heute einfach nur auswärts nächtigen – und morgen ganz normal wieder vorbeischauen. 😛

Alexander ist wieder da

Alexander ist wieder da

Kaum zu fassen, oder?
Alexander war zuletzt am 9. August auf dem Nest gesehen worden. Am fünften Tag seiner Abwesenheit hatten die meisten von uns innerlich schon damit abgeschlossen – sicher, er war wohl noch sehr jung, aber das „Zugjucken“ im Schnabel hatte ihn wohl doch gen Süden getrieben – so dachten wir.

Da isser ja wieder

Und dann, wie aus dem Nichts, landete er am 18. August – ganz selbstverständlich – kurz nach Kaira wieder auf dem Nest. Ein lang anhaltendes, kräftiges Klapperkonzert ertönte. Fremdstörche mussten abgewiesen werden, schließlich gehört das Nest ja doch noch immer ihm und Kaira. Vielleicht hatten die beiden sich aber auch einfach unglaublich viel zu erzählen.

Natürlich konnte Alexander es nicht lassen: Die Unordnung im Horst fiel ihm sofort auf und er fing gleich an, herumzuwerkeln. Als dann die beiden Jungspunde zum Mittagessen einfielen – wie ausgehungerte Löwen (als ob es in den Wiesen nicht genug gäbe!) – schien er kurz erschrocken festzustellen:
„Oh, hoppla – so ein Mist, ich habe ja zwei Nachkommen!“
Und zack, weg war er wieder.

Kurzzeitig mal alle 4 im Nest

Doch er kam zurück. Später am Tag, und sogar heute Morgen, am 19. August, erschien er gemeinsam mit Kaira im Nest. Wie lange er wohl noch bleiben wird? Keiner weiß es – also erfreuen wir uns einfach an diesen schönen und besonderen Momenten.

Mit großen Schritten geht es, ob wir wollen oder nicht, in die Zugphase. Unsere beiden Jungstörche verbringen immer mehr Zeit fernab des Nestes, und auch das Betteln in den Wiesen wird weniger – selbst wenn sie genau wissen, dass Kaira oben bereitsteht.

Kaira kann nun endlich etwas durchatmen und Kraft tanken. Das tut ihr gut – und uns, beim Zuschauen, ebenso. Sie hat Großartiges geleistet. Und auch Alexander hat, mit dem, was er an Erfahrung bereits einbringen konnte, einen wertvollen Beitrag geleistet.

Ein bisschen Nistmaterial

Ich bin gespannt, was uns die letzten Tage dieser ersten, unglaublich tollen Saison noch bringen werden – und natürlich, was uns 2026 erwartet.

Bis dahin: genießen wir gemeinsam diese besonderen Augenblicke.

Kaira geniest die Ruhe und sammelt Energie

Eure
Cindy

Das große Warten

Das große Warten

Tagebucheintrag – Das große Warten

Pitti und Platsch sind nun 70 – beziehungsweise 69 – Tage alt. Und: Sie sitzen noch. Sie üben noch. Zwischen 70 und 75 Tagen liegt das Startfenster für den großen Moment – meistens.

Unser Livestream erreichte in der Spitze bis zu 170 Zuschauer. Kein Wunder – die meisten Störche, ob jung oder alt, sammeln sich bereits für ihre lange Reise. Und viele Webcamnester glänzen mit leere.
Doch das ist kein Grund zur Eile: Bis Mitte September formieren sich die Gruppen. Und in unserer heutigen Zeit, in der der Herbst oft nur ein kurzes Gastspiel gibt und der Sommer bis Anfang oder Mitte Oktober noch einmal einen „zweiten Frühling“ feiert (ja, Wortspiel 😉), ist kein Grund zur Hektik.

Hier im Süden Bayerns, nur einen Katzensprung von Österreich entfernt, müssen unsere Jungstörche keine zusätzlichen 1.500 Kilometer wie ihre Verwandten aus Dänemark zurücklegen. Stattdessen können sie schon bald über Italien gen Süden starten.
Da wir aus Sicht der Zugrouten eher mittig liegen, bleibt spannend, ob sie die Ost- oder die Westroute wählen werden.

Am Freitag bekam ich Bilder von den Kindern der Naturgruppe, aufgenommen hinter den kleinen Bäumchen bei den Schafen. Auch sie stehen mittlerweile mit dem Feldstecher da, blicken hoch zum Nest – und warten auf den einen Augenblick.

Ich bin sicher: Ihr Jubel wird kaum leiser sein als der unseres Chats. ❤️
Also, Pitti und Platsch – das Quäntchen Mut steckt in euch. Wenn nicht ihr, wer dann?
Vielleicht kann ich schon im nächsten Eintrag vom Jungfernflug berichten.
Hier sehr ihr übrigens die Halle die ( von uns aus ) links neben dem Horst ist. Dort putzen & nächtigen Kaira & Alex. Hier Kaira im Flug zum Nest zu sehen.

8 Wochen – Regen statt Flug

8 Wochen – Regen statt Flug

📝 Tagebucheintrag – 29. Juli: Dauerregen über Kolbermoor – doch Besserung naht

Seit Tagen zeigt sich Kolbermoor im Dauergrau. Regen, Wind und kühle Temperaturen prägen das Bild, das Nest ist durchweicht – und unsere beiden Jungstörche Pitti und Platsch sind jetzt 8 Wochen und erleben derzeit eine wetterbedingte Zwangspause.

Regen – reicht langsam oder ?

Eigentlich wären sie jetzt in der heißen Phase vor dem Abflug, bereit für erste Hüpfer, Luftsprünge oder zumindest mutige Flügelschläge mit abhebender Tendenz. Doch: Noch kein einziges Mal konnten sie sich wirklich vom Nestboden lösen. Sie sind schlichtweg noch nicht flügge, und das anhaltend nasse Wetter macht erste Flugversuche nahezu unmöglich.

Das Gefieder trägt sie so eher nicht

Auch das wichtige Fetten des Gefieders, bei dem sie mit dem Sekret ihrer Bürzeldrüse die Federn wasserabweisend machen, fällt bei Dauerregen schwer. Ein durchnässtes Gefieder schützt nicht, es bremst – und Fliegen mit schweren, nassen Flügeln wäre viel zu riskant.

Du hast da was. Regentropfen?

So sitzen Pitti und Platsch geduldig im Nest, drehen sich gegen den Wind, recken und strecken sich, aber warten klug ab. Kein hektisches Aufbäumen, kein übereilter Versuch – nur Geduld und Körperspannung. Und genau das ist in dieser Situation auch gut so. Natürlich üben sie auch weiterhin, aber mit weit weniger Engagement, als es derzeit in dem Alter wäre.

Auch Kairasieht sehr wild aus.

Doch: Das Ende des Regens ist in Sicht! Bereits ab heute soll sich das Wetter bessern, die Sonne wird sich zeigen, und mit ihr kommt die ersehnte Thermik. Dann können Pitti und Platsch endlich starten – mit trockenem Gefieder, kräftigen Muskeln und dem Mut, den sie sich in diesen Regentagen bewahrt haben. Aber vorher – da hoffen wir ein paar Sekunden nur die „Stelzen“ vor der Linse zu sehen.

Bald ist es so weit. Und wir dürfen dabei sein.

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