Eure Antworten aus Loburg

Das Warten hat ein Ende. Endlich habe ich die Fragen für euch als Artikel soweit fertiggestellt. Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal ganz herzlich bei Petra bedanken für ihre Zeit und – im Grunde – auch noch Mehrarbeit durch das zerstörte Handy und somit Verlust des Diktiermaterials.

Hier nun für euch zum Nachlesen:


Frage: Warum gibt es kein Begrüßungsklappern? Können Störche in einer Partnerschaft beleidigt sein?
Petra: Beleidigt im menschlichen Sinn können Störche nicht sein. Aber ich denke schon, dass sie auf nicht partnerschaftliches Verhalten reagieren – und zwar nicht positiv. Für sie bedeutet das: Mit ihm keine Familie mehr beim nächsten Mal.


Frage: Können Störche während der Aufzucht eine Abneigung entwickeln?
Petra: Siehe oben.


Frage: Kann eine kurze Paarungszeit mit schneller Eiablage ein Hinweis auf fehlende Horstbindung sein? Und könnte dies der Grund für Schwierigkeiten bei der Aufzucht sein – also, dass viele Störche allein sind?
Petra: Nein, das glaube ich nicht. Kaira ist im Grunde alleinerziehend, Alexander ist zu jung. Für Kaira war es wichtig, überhaupt einen Vater für ihr erstes Ei zu finden. Ich vermute, dass sie es bereits im Bauch hatte. Das heißt, Pitti könnte sogar ein Kuckuckskind sein.


Frage: Haben Küken eine Art frühkindliche Prägung durch Fehlverhalten der Altstörche, zum Beispiel durch sehr frühes Alleinelassen?
Petra: Wer weiß – meines Wissens gibt es dazu keine Untersuchungen. Vielleicht war Alexander selbst auch ein etwas vernachlässigtes Küken. Aber das ist alles nur Spekulation. Um das zu prüfen, müsste man ein „vernachlässigtes“ Küken beringen und später sein Aufzuchtverhalten als Altstorch beobachten. Solche Fälle sind sehr selten. Aber es sind z. B. auch Volierenküken schon erfolgreich Brutstörche geworden (siehe Tim u. a.).


Frage: Woher weiß ein Storch wie Alexander im ersten Brutjahr, was er falsch gemacht hat – und wie er es im nächsten Jahr besser machen kann, wenn er kein Vorbild hat?
Petra: Instinkt. Dieses Jahr war er möglicherweise überfordert. Im kommenden Jahr spürt er seine Bestimmung vielleicht deutlicher: Gene weitergeben.


Frage: Warum zeigte Alexander ab der 8. Lebenswoche vor dem Füttern stets ein drohgebärdendes, schnelles Klappern – ohne dass ein fremder Storch in der Nähe war?
Petra: Das war keine wirkliche Drohung, eher eine Art Begrüßung. Manche Störche machen das regelmäßig. Einige pfeifen auch vor dem Klappern – andere nicht.


Frage (Ute G.): In Knittelsheim ist ein fast flugfähiger Jungstorch aus dem Nest gefallen. Er hielt sich ein oder zwei Tage am Boden auf und schaffte es dann wieder zurück ins Nest. Nach der Fütterung wurde er jedoch sofort von seinen Geschwistern vertrieben. Das wiederholt sich seit Tagen: Er wartet auf den Altvogel, mischt sich zur Fütterung unter, und wird anschließend gleich wieder hinausgedrängt. Kann es am Geruch liegen, weil er nun einen „anderen Stallgeruch“ hat?
Petra: Eher Futterneid. Den Altvögeln ist es egal, solange Nahrung vorhanden ist. Es gibt Nester, in denen sich mehrere Jungstörche aus unterschiedlichen Nestern friedlich sammeln. Warum ein Altstorch ein Küken aus dem Nest wirft, können wir nicht immer erkennen – sie sehen mehr als wir. Was den Geruch betrifft: untersucht wurde bisher nur die Reaktion auf Heumahd. Persönlich zweifle ich an einem ausgeprägten Geruchssinn.
🔗 https://www.mpg.de/17059165/geruchssinn-stoerche


Weitere Fragen:

Frage: Welches Fassungsvermögen hat der Storchenmagen?
Petra: Dazu habe ich keine Angaben – eine Frage für Biologen oder Tierärzte.

Frage: Können Altstörche entscheiden, was und wieviel sie für den Nachwuchs wieder hochwürgen?
Petra: Unklar. Hinweise dazu finden sich in der Literatur ab Seite 157.
🔗 https://www.zobodat.at/pdf/MON-V-DIV_0017_0001-0543.pdf

Frage: Wenn Störche während des Zuges auf Müllkippen rasten – beeinflusst das ihre Nahrungsvorlieben im Brutgebiet?
Petra: Ja, leider. Sie entwickeln mit ihrer Zuggruppe bestimmte Vorlieben. Dieses Jahr wurde in vielen Nestern Müll an die Küken verfüttert: Döner, Pizza, Nudeln, Würstchen usw.

Frage: Wie gut können Störche im Dunkeln sehen?
Petra: Ich denke, besser als wir. Sie können auch nachts fliegen.

Frage: Wo liegt in Afrika die „Wiege“ der Störche?
Petra: Siehe hier:
🔗 https://www.leiza.de/presse/details-pressmeldungen/der-storch-kam-erst-im-mittelalter-nach-norddeutschland

Frage: Gibt es neue Erkenntnisse darüber, wie Störche sich gegenseitig erkennen – Partner, Eltern, Nachwuchs?
Petra: Offizielle Ergebnisse gibt es nicht. Möglicherweise erkennen sie sich am individuellen Kehlsack (Rot-Schwarz-Muster). Das wäre ein spannendes Thema für eine Doktorarbeit.

Frage: Die Dreizehenmöwe besitzt den MHC-Komplex, der durch Duft Verwandtschaft erkennen lässt. Wenn Störche das hätten, wäre das Einsetzen fremder Küken doch unmöglich – oder?
Petra: Dass es möglich ist, sehen wir immer wieder. Sicher ist: Störche zählen ihre Jungen nicht. Alles, was in der Nistmulde liegt, gehört zu ihnen.


Hinweis von Petra:
Alle Antworten sind laienhaft. Ich habe das weder studiert noch wissenschaftlich erforscht. Viele Fragen sind meines Wissens bisher nicht untersucht worden. Wichtig: Wir dürfen Störche nicht vermenschlichen!

2 Gedanken zu „Eure Antworten aus Loburg

  • 16. August 2025 um 20:32 Uhr
    Permalink

    schade ich hatte eigentlich gedacht dass das Thema fremdstörche auch mit berücksichtigt wird ich hatte es auch geschrieben warum nicht beantwortet keine Ahnung schade ganz liebe Grüße

    Antworten
    • 16. August 2025 um 22:02 Uhr
      Permalink

      Liebe Jutta,
      dann war es tatsächlich deine Mail, welche ich nämlich versenentlich in den Papierkorb befördert habe. Ein paar Tage habe ich via Chat den Aufruf gestartet, mir bitte nochmal die Fragen zu schicken.
      Du kansnt sie grne nochmal schicken &ich leite sie sehr gerne weiter 🙂

      Antworten

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