Hitze – Fremdstörche – Fototermin

Hitze – Fremdstörche – Fototermin

Tagebucheintrag – 22. Juni
(Küken alleine, Hitze & Fotografentermin)

Piti und Platsch sind derzeit häufig alleine im Nest. Das bedeutet aktuell leider auch viel direkte Sonneneinstrahlung und weiterhin die Gefahr durch Greifvögel. Doch zum Glück sind Alexander und Kaira nie wirklich weit weg – das konnten wir gestern bei einem dreistündigen Besuch vor Ort gut beobachten.

Copyright: Doris Bauer

Ein besonderes Highlight war der Besuch von Doris B., die mit ihrer fantastischen Kamera vorbeikam. Es war und ist mir eine große Ehre, dass sie unser Nest besucht hat. Besser hätte es wirklich nicht laufen können:

Während ihres Besuchs konnten wir einen weiteren Fremdstorch auf dem Dach entdecken – der zweite in letzter Zeit, auch dieser ohne Ring. Alexander war glücklicherweise ebenfalls anwesend und ließ sich für wunderschöne Porträtaufnahmen blicken. Immer wieder zeigte er Drohgebärden und flog schließlich ab, um fast zwei Stunden lang Patrouille zu fliegen. Er hatte ordentlich zu tun, denn es waren gleich zwei Fremdstörche unterwegs, die ständig in der Luft kreisten.

Fremdstorch links neben dem Horst. Copyright: Doris Bauer

Nebenbei konnten wir großartig den Thermikflug beobachten: Wie sie fast ohne Flügelschlag in eleganten Kreisen Höhe gewannen – ein beeindruckendes Schauspiel.

Natürlich ist es nicht immer einfach, die Küken allein im Nest zu wissen. Die anhaltende Hitze, der Futtermangel (der beide Altvögel zur gleichzeitigen Nahrungssuche zwingt) und der zusätzliche Stress durch fremde Störche machen diese Zeiten herausfordernd. Doch in wenigen Tagen sind die Küken ohnehin so groß, dass sie problemlos allein gelassen werden können.

Trotz der Dürre scheinen sie weiterhin gut versorgt zu werden – mit ausreichend Nahrung, gelegentlichen Wasserduschen und allem, was sie brauchen. Sie machen einen sehr fitten, agilen und altersgemäß entwickelten Eindruck. Vermutlich sind es sogar die kleinsten Küken in den bekannten Nestern, da diese Brut gerade noch so im Zeitfenster lag.

Ein gutes Zeichen: Sie koten regelmäßig, stehen viel auf, trainieren ihre Flügel – all das zeigt, dass sie sich gut entwickeln.

Bald bekommt ihr die wunderschönen Bilder von Doris zu sehen – dazu folgt in Kürze ein eigener Bericht. Vielleicht schon morgen. 🙂

Alexander im Nest. Copyright: Doris Bauer

Der Storch von Kopf bis Fuß – Teil 3: Das Gefieder

Der Storch von Kopf bis Fuß – Teil 3: Das Gefieder

🪶 Der Flügel des Weißstorches – Wunderwerk der Natur

1. Vom Flaum zum Flug – Die Entwicklung der Federn

Ein frisch geschlüpftes Storchenküken kommt mit einem gräulich-weißen, weichen Daunenkleid zur Welt. Diese ersten Federn – Nestdaunen – bieten Schutz vor Kälte, sind jedoch nicht wasserabweisend und nicht zum Fliegen geeignet. Bereits nach wenigen Tagen folgt ein zweiter Flaum (Jugenddaune), bevor sich nach ca. 3 Wochen die ersten echten Federn zeigen – die Konturfedern.

1 Tag altes Küken
Küken 3 Wochen alt.

Die Schwungfedern (auch „Remiges“ genannt) an den Flügeln und die Steuerfedern (Rectrices) am Schwanz wachsen dabei zuletzt aus. Sie sind entscheidend für die Flugfähigkeit. Der gesamte Federwechsel (Mauser) ist ein fein abgestimmter Prozess, der sowohl genetisch als auch hormonell gesteuert wird.


Die Flügelspannweite eines erwachsenen Storches beträgt übrigens zwischen 1,80 – 2,00 Meter.

Storch im Flug. Bild: Pixabay „gayulo“

2. Aufbau einer Feder – Stabilität und Leichtigkeit in Perfektion

Federn sind echte Hochleistungsstrukturen. Jede Feder besteht aus:

  • Federkiel (Calamus): Der hohle, am Körper verankerte Teil.
  • Federrachis (Schaft): Der zentrale, elastische Mittelteil, der die Federäste trägt.
  • Fahne (Vexillum): Die breite Fläche der Feder, gebildet aus hunderten kleinen Bärtchen (Barbulae) und Häkchen, die sich wie ein Klettverschluss verhaken. Das macht die Feder stabil und dennoch flexibel.

👉 Wissenschaftlicher Hintergrund:
Eine Studie aus dem Journal of Experimental Biology (Tobalske et al., 2010) zeigt, dass Vogelfedern ein optimales Verhältnis von Gewicht zu Stabilität haben. Selbst die Schwungfedern großer Vögel wie dem Weißstorch widerstehen enormen Kräften im Flug – und das bei einem Federgewicht von nur wenigen Gramm.


3. Der Wechsel der Schwungfedern – Ein langer Prozess

Ein ausgewachsener Weißstorch verliert jedes Jahr einige seiner großen Schwungfedern, besonders während der Ruhephasen nach der Brutzeit. Diese Mauser erfolgt symmetrisch: Wenn auf der linken Seite eine Feder ausfällt, folgt meist zeitgleich die entsprechende Feder auf der rechten Seite – so bleibt die Flugfähigkeit erhalten.

Storch im Flug. Bild: Pixabay „Alexas_Fotos“

🕒 Dauer des Federersatzes:
Der vollständige Ersatz einer einzigen großen Schwungfeder dauert in der Regel 6 bis 8 Wochen. Bei Altstörchen verläuft die Mauser über mehrere Monate hinweg und betrifft nie alle Schwungfedern gleichzeitig.

📚 Studienhinweis:
Lindström et al. (1993) belegten, dass bei Großvögeln wie dem Weißstorch ein vollständiger Ersatz aller Handschwingen ca. 150–180 Tage dauern kann – unter optimalen Bedingungen.


4. Schutz durch schwarze Federn – Melanin als Superkraft

Die schwarzen Schwungfedern des Weißstorches enthalten besonders viel Melanin – ein Pigment, das für mehr als nur Farbe sorgt:

  • UV-Schutz: Melanin absorbiert schädliche Sonnenstrahlung und schützt das empfindliche Federkeratin.
  • Mechanische Stärke: Dunkle Federn sind widerstandsfähiger gegen Abrieb – wichtig auf langen Zugreisen.
  • Mikrobielle Resistenz: Melanin hemmt die Wirkung von Bakterien, die Federn zersetzen könnten.

Ein evolutionär cleverer Schutzmechanismus – besonders für Vögel, die auf Langlebigkeit und Reisefähigkeit angewiesen sind.


5. Tägliche Gefiederpflege – lebenswichtig und früh erlernt

Damit das Gefieder all diese Funktionen dauerhaft erfüllen kann, ist intensive Pflege nötig – und das täglich:

Kaira bei der Gefiederpflege

🕒 Pflegezeit:
Ein erwachsener Weißstorch verbringt bis zu 2 Stunden pro Tag mit dem Putzen und Ordnen seines Gefieders. Auch nachts wird immer wieder kurz gepflegt – vor allem nach Regen oder Wind.

Eine Storchenfeder

🪶 Die Bürzeldrüse – Storcheneigenes Pflegeöl
Am unteren Rücken, über der Schwanzwurzel, liegt die Bürzeldrüse (Glandula uropygialis). Aus ihr sondert der Storch ein öliges Sekret ab, das mit dem Schnabel über das gesamte Gefieder verteilt wird. Dieses „Einölen“:

  • hält die Federn geschmeidig,
  • macht sie wasserabweisend,
  • schützt vor Austrocknung und Parasiten.

🐣 Auch Küken beginnen früh mit der Pflege
Schon nach wenigen Tagen sieht man Küken, wie sie erste Putzbewegungen nachahmen. Zunächst spielerisch und unbeholfen, später gezielt. Noch bevor das erste Federkleid vollständig ausgebildet ist, beginnen sie, mit dem Schnabel durch das Daunengefieder zu fahren. Dieses Verhalten ist angeboren und essenziell für ein gesundes Heranwachsen.

🐥 Für Kinder von 0–3 Jahren

(visuell, sensorisch, sprachlich einfach)

💬 Kleine Worte – große Flügel

„Schau mal, da ist der Storch! Er hat ganz große Flügel. Die sind wie eine Decke aus Federn. Wenn er fliegen will, breitet er sie gaaaanz weit aus.“

🪶 „Die Federn sind wie unsere Haare – er muss sie jeden Tag sauber machen. Mit seinem langen Schnabel streicht er drüber. So bleiben sie schön.“

🧴 „Hinten am Po hat der Storch eine kleine Stelle – da kommt Öl raus! Das reibt er mit dem Schnabel auf die Federn. Wie wenn wir uns eincremen!“

👶 Sensorische Impulse:

  • echte Feder oder große Kunstfeder zum Anfassen
  • warmes Öl (neutral, z. B. Mandelöl) auf die Hände träufeln und einreiben – spüren, wie sich „fetten“ anfühlt
  • sanftes Streichen mit der Feder über Haut oder Kleidung

📌 Kernkompetenzen:

  • Wahrnehmung und Körperbewusstsein (sensorisch, taktil)
  • erste sprachliche Begriffe (Feder, Schnabel, Flügel)
  • emotionale Beziehung zur Natur (Verbindung zum Tier)

🦢 Für Kinder von 3–6 Jahren

(spielerisch, mit Fragen und Bewegung)

🪶 Was macht der Storch da?

„Der Storch putzt seine Federn mit dem Schnabel – jeden Tag! Wie wenn du dir die Haare kämmst. Er macht das, damit sie sauber bleiben. So kann er fliegen, auch wenn es windet oder regnet.“

🧴 „Er hat eine kleine Drüse am Rücken. Daraus kommt Öl – das verteilt er mit dem Schnabel. So wird er nicht nass!“

🐣 „Schon kleine Küken fangen an, ihr Gefieder zu pflegen – sie üben das ganz früh!“

🎭 Aktionsideen:

  • Rollenspiel: „Ich bin ein Storch“ – Flügelbewegungen, „Feder putzen“, „fetten“
  • mit weichen Federn massieren – Wie fühlt sich das an?
  • eigenes „Gefieder“ basteln aus Stoff oder Federn

📌 Kernkompetenzen:

  • Körper- und Bewegungskoordination (Nachahmung, Rollenspiel)
  • Sprachentwicklung durch Erklären und Nacherzählen
  • Naturverständnis und Pflegeverhalten von Tieren

🦅 Für Kinder ab 6 Jahren

(wissensorientiert, mit Fachbegriffen zum Begreifen)

Storchenspa – jeden Tag!

„Ein Storch muss seine Federn gut pflegen – sonst könnten sie brechen oder nass werden, und dann kann er nicht mehr fliegen.“

🧴 Die Bürzeldrüse:
„Am unteren Rücken hat er eine Drüse – da kommt ein Öl raus. Damit fettet er jede Feder – das macht sie geschmeidig, glatt und wasserabweisend.“

🕒 Wusstest du?
„Ein Storch braucht bis zu 2 Stunden am Tag, um sein Gefieder zu pflegen! Auch in der Nacht macht er kleine Putzpausen.“

🐣 Und die Küken?
„Auch die üben das schon früh. So lernen sie: Federn sauber halten ist wichtig – für Wärme, Trockenheit und zum Fliegen!“

🔍 Beobachtungsauftrag:

  • Suche im Livestream oder auf Fotos: Putzt sich der Storch gerade?
  • Was benutzt er dafür? (→ Schnabel, Bürzeldrüse)
  • Siehst du auch ein Küken, das das schon kann?

📌 Kernkompetenzen:

  • Kognitive Entwicklung: Sachwissen und biologisches Verständnis
  • Förderung der Beobachtungsfähigkeit
  • Verantwortung für Tiere und Umwelt entwickeln (nachhaltiges Lernen)

Zwischen Instinkt und Überlebensstrategie

Zwischen Instinkt und Überlebensstrategie

📔 Tagebucheintrag: Zwischen Instinkt und Überlebensstrategie

18. Juni 2025

Gestern war ein Tag, der auf ungeschönte Weise zeigte, wie sehr sich der Instinkt bei Weißstörchen bemerkbar macht.
Normalerweise bleibt ein Altstorch in den ersten vier bis fünf Lebenswochen der Küken nahezu dauerhaft im Nest, um die Jungen zu schützen – vor Überhitzung, Kälte, Feinden. Erst wenn wirkliche Not herrscht, entscheidet er instinktiv, das Nest zu verlassen.

Völlig ungeschützte Jungstörche mit 16/17 Tagen

Und genau das ist passiert.
Eine Webcam lässt viele Zuschauer – mich eingeschlossen – fassungslos vor dem Bildschirm sitzen.
Man schaut zweimal:
„Ist sie wirklich abgeflogen?“
Ja, Kaira ist es.
Sie musste.


🐣 Zwischen Wachstum und Hunger

Die Küken sind inzwischen deutlich aktiver:

  • Sie spielen mit Halmen
  • Sie koten gezielt rückwärts, um das Nest sauber zu halten
  • Man erkennt bereits die Kiele der Schwungfedern
  • Und ihre Bewegungen werden kräftiger
Erneut wurde die Brut verlassen.

Mehr Aktivität heißt: mehr Energieverbrauch, mehr Grundumsatz. Und das bedeutet: mehr Hunger.
Dazu braucht es keine Fachliteratur – das ist Biologie.
Ob Mensch oder Tier: Ein wachsender Körper braucht Nahrung als Treibstoff.

Auch wir Eltern spüren instinktiv, was unser Kind braucht – sei es Hunger, Nähe oder Windelwechsel. Genau so, wenn ich diesen Vergleich wagen darf, spürt auch Kaira, was ihre Küken brauchen.
Und sie handelt.


⚖️ Risiko und Not – Kairas schwere Entscheidung

Kaira hat bereits früher das Nest verlassen – doch die Küken waren kleiner, der Energiebedarf geringer.
Gestern jedoch wurde klar: Sie muss weg. Sie muss Futter suchen.

Zuerst fliegt sie kurz nach links ins Feld – kommt zurück, ohne Futter.
Wenig später fliegt sie erneut – diesmal nach rechts, in die Richtung, aus der Alexander am Vortag zurückkehrte.
Doch diesmal kehrt nur Kaira zurückohne Alexander, ohne Futter.

Heu statt Futter

Hat sie ihn gezielt gesucht?
Wir wissen es nicht – aber möglich wäre es.

Später fliegt sie noch ein drittes Mal ab, diesmal unten bei den Hühnern, also nahe beim Horst.
Doch auch hier bleibt sie einige Zeit außer Sicht, die Küken sind ungeschützt – und Gefahren wie Greifvögel oder sogar Krähen könnten diese Gelegenheit nutzen.

Hier zeigt sich deutlich, was „Not“ beim Altstorch bedeutet:
Kaira wägt ab – und geht bewusst das Risiko ein.
Sie verlässt ihre Jungen, um irgendwie an Futter zu kommen – und hofft, dass sie bei ihrer Rückkehr alle unversehrt wiederfindet.

Alexander kehrte erst gegen 21:30 Uhr zurück – ohne Futter.


💬 Reaktionen – und meine Gedanken

Im Chat war die Enttäuschung groß.
Und ja – auch ich spüre Mitgefühl.
Aber: Wir dürfen unsere menschlichen Maßstäbe nicht auf Tiere übertragen.

Es gibt keine Schule, in der Störche lernen, wie man seine Brut versorgt. Kein „Paartherapieangebot“ auf dem Horst.
Was wir sehen, ist das reale Leben – mit all seinen Schwächen, Unsicherheiten und individuellen Wegen.

PAPA! HUNGER!

🔬 Was sagt die Wissenschaft?

Ich habe mir Gedanken gemacht, was hinter Alexanders Verhalten steckt – und bin auf zwei mögliche Erklärungen gekommen (wobei ich ausdrücklich keine Fachfrau bin!):

1. Unerfahrenheit / Erstbrut

Alexander wirkt oft unbeholfen.
Beobachtungen aus verschiedenen Studien (z. B. Tryjanowski et al., 2009) zeigen, dass junge Weißstörche in ihrer ersten Brutsaison deutlich weniger effizient füttern, seltener decken, und längere Abwesenheiten zeigen, vor allem, wenn die Nahrungslage schwierig ist.

2. Fehlende Paar- und Horstbindung

Kaira war nachweislich zuerst auf dem Horst. Alexander kam später dazu – und bereits zwei Tage nach der ersten Paarung wurde das erste Ei gelegt.
Laut einer Verhaltensstudie von Wuczyński (2005) zur Nestwahl zeigt sich:
Wenn das Weibchen zuerst ankommt, ist die Nestbindung des Männchens oft schwächer. Es fehlt die sogenannte territoriale „Verwurzelung“, die normalerweise durch frühe Ankunft und Nestvorbereitung entsteht. Auch waren nach dem zweiten Ei keine weiteren Paarungen mehr gesehen. Viele Webcam-Horste zeigen, das es von der ersten Paarung, also dem Tretakt, bis zur ersten Eiablage 10-14 Tage dauert. Zeit in der sich das Paar bindet und findet. Das Nest gemeinsam errichtet und die Zweisamkeit auch durch geknibbel z.b. zu beobachten, benötigt. Selbst bei langjährigen Partnern ist diese Zeitspanne zu sehen.

Randfigur Alexander?

Auch die Studie Cabodevilla & Aguirre (2019) beschreibt, dass sich die Brutkoordination bei frisch gebildeten Paaren häufig erst nach mehreren Jahren stabilisiert.
Fehlverhalten, ungleichmäßige Lastenverteilung und instabile Rollenmuster sind keine Seltenheit. Sehr gut bei Alexander zu sehen, der uns oft sehr unbeholfen rüberkommt. Manchmal denkt man wirklich wenn er zurückkommt: „Hoppla, da war ja was.“ Oder auch wenn beide Nachts im Nest sind, das er sehr am Rand sich positioniert. Ob dies nun wirklich darauf zurückzuschliessen ist, kann ich nicht beantworten. Aber es fällt auf. Auch wird oft wenig geklappert zur Begrüßung. Teilweise auch überhaupt nicht.


📝 Fazit

Gestern war ein Tag, der gezeigt hat, wie instinktiv und gleichzeitig risikobehaftet das Handeln der Störche ist.
Kaira kann das schaffen.
Aber erst dann, wenn ihre Küken alt genug sind, um sich selbst eine Zeit lang zu schützen. Bei zwei Jungstörchen ist das definitiv für einen Altstorch zu managend. Oder 1.5 Altstörche (Zwinker).

Bis dahin bleibt es ein Balanceakt zwischen Not, Instinkt, Risiko – und der Hoffnung, dass auch Alex bald seine Rolle erkennt.

Medienartikel und entspanntes Nestleben

Medienartikel und entspanntes Nestleben

📘 Tagebucheintrag vom 16. Juni 2025

📰 Heute erschien nochmal ein schöner Artikel in der aktuellen Ausgabe des Mangfallboten / OVB. Besonders gefreut hat mich, dass diesmal auch Frau Oda Wieding vom LBV zu Wort kam.

👩‍🔬 Wer ist Oda Wieding?
Oda Wieding ist beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. (LBV) als Artenschutzreferentin mit Schwerpunkt Weißstorchschutz tätig.
Sie betreut Schutzprojekte in ganz Bayern, kümmert sich um die Dokumentation und Förderung der Storchenpopulation und gibt ihr Fachwissen mit viel Herzblut weiter – sei es in Fachkreisen oder an engagierte Storchenfreunde wie uns. ❤️🕊️

–>>> Plus-Artikel hier zum Nachlesen. Erschien auch in den Printmedien.


🌞 Heiße Tage – ruhiges Nest

🔥 Die letzten Tage waren ganz schön heiß. Auf dem Nest gab es aber keine größeren Vorkommnisse.

🔄 Die Wechsel zwischen Alexander und Kaira klappen spürbar besser, auch die Fütterungen wirken ruhiger und zielgerichteter.
🕶️ Alexander ist ein richtiger Schattenmeister – bei den aktuellen Temperaturen eine lebenswichtige Fähigkeit.
🌅 Kaira hat morgens öfter noch ihre liebe Not mit dem Start in den Tag. Das führte dazu, dass Pitti & Platsch sich manchmal gefährlich nah an den Nestrand robbten.

❓ Ob Küken in diesem Alter bereits herausfallen könnten oder würden, kann ich aktuell nicht sicher beantworten.
📨 Ich habe dazu bei den Expert:innen in Loburg angefragt – Rückmeldung folgt bestimmt und wird natürlich nachgereicht.


⚠️ Natur pur – mit Triggerwarnung

🪶 Heute Morgen gab es eine Szene, die uns eindrücklich zeigt, wie roh und ungeschönt die Natur sein kann:
Kaira hat im Sitzen im Nest einen vermutlich jungen Feldsperling mit dem Schnabel gepackt und verschlungen.

🚫 Die Bilder davon lasse ich bewusst außen vor, um niemanden zu überfordern.
📹 Wer es dennoch sehen möchte: Ich habe auf YouTube ein kurzes Video hochgeladen – mit deutlicher Triggerwarnung.
Es zeigt die Realität im Nest, die man so selten zu sehen bekommt.
👀 Eine ganz ähnliche Szene gab es übrigens auch in Fohrde, die Lars dokumentiert und ebenfalls auf YT gestellt hat.


😄 Lustige Momente im Nest

Zum Glück bringt das Nestleben auch immer wieder herzerwärmende Szenen mit sich:

🌀 Platsch kugelte sich beim Putzen plötzlich einfach wie ein kleines Fässchen – Putzen ist eben auch anstrengend!
💨 Und dann war da noch ein ordentlicher „Knall“ hinten raus: Platsch hat einen solchen Schuss gemacht, dass sogar Alexander leicht erschrocken reagierte. 🙈


🐣 Entwicklung: 15 & 16 Tage alt

Unsere beiden kleinen Racker sind mittlerweile 15 und 16 Tage alt und entwickeln sich genau so, wie sie sollen:

🪶 Die ersten Federkiele werden sichtbar und schieben sich durch das flauschige Daunenkleid.
💪 Die Daunen werden dichter, das Körpergewicht steigt sichtbar.
🐁 Sie verschlingen nun problemlos auch größere Mäuse – oder wie heute, den Sperling, den Mama Kaira „wiedergab“.

🔍 Was passiert mit Storchenküken in diesem Alter?

✅ Erste Stehversuche und mehr Körperkontrolle
✅ Voll entwickeltes Sehvermögen
✅ Sie erkennen Eltern und reagieren gezielt auf Reize
✅ Die Verdauung wird robuster
✅ Wärme- und Schattenversorgung durch Eltern weiterhin wichtig


🌾 Fazit

Zwei sehr heiße, aber auch sehr erfolgreiche Tage im Nest:
🍽️ Volle Kröpfe,
🍼 kräftige Küken,
❤️ und eine wachsam agierende Elternschaft.

So darf es gerne weitergehen!

Der Storch von Kopf bis Fuß – Teil 2: Der Schnabel

Der Storch von Kopf bis Fuß – Teil 2: Der Schnabel

📘 Fachlicher Hintergrund: Der Schnabel des Weißstorches (Ciconia ciconia)

Der Schnabel des Storches ist ein faszinierendes multifunktionales Werkzeug, das sich perfekt an das Leben dieses Großvogels angepasst hat. Er ist nicht nur für die Nahrungsaufnahme zuständig, sondern übernimmt auch kommunikative, soziale und temperaturregulierende Aufgaben. An besonders heissen Tagen dient der Schnabel für die Jungstörche auch als prima „Gieskanne“ und kann somit eine Wasserdusche bieten. Als pädagogische Fachkraft lohnt es sich, mit Kindern gezielt auf diese Besonderheit einzugehen – denn der Schnabel lässt sich hervorragend in verschiedenen Bildungsbereichen verankern.

🧬 Aufbau und Material

  • Der Schnabel besteht aus einem langen, spitzen Ober- und Unterschnabel, die den verlängerten Ober- und Unterkiefer des Schädels bilden.
  • Überzogen ist er mit einer Hornschicht, dem sogenannten Rhamphotheca – ähnlich dem Material unserer Fingernägel oder Hufe bei Pferden.
  • Beim Weißstorch ist der Schnabel etwa 19–20 cm lang, gerade und leuchtend rot gefärbt, besonders in der Brutzeit intensiv.
  • Der Hornschnabel ist sehr widerstandsfähig, aber nicht unbegrenzt hart: Bei Stürzen oder Kollisionen kann er brechen oder sich abnutzen – besonders bei Jungvögeln oder unerfahrenen Tieren. Auch gibt es Fehlstellungen. Dazu komme ich am Ende des Artikels mit freundlicher Genehmigung von der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg. Ausserdem gibt es am Ende ein Video vom Storchennest Fohrde auf welchem man sehr gut das Klappern eines Storches hören kann. Ziemlich laut 😉
Schnabel eines Altstorches.

🔧 Funktion

Storch fängt Frosch. (AdobeStock Bildquelle)
  1. Nahrungsaufnahme
    Der Storch frisst vor allem Amphibien (Frösche, Kröten), Insekten, Würmer, kleine Säugetiere oder Reptilien. Mit seinem Schnabel stochert und greift er diese aus Wiesen, Flachwasser oder frisch gemähten Feldern.
  2. Nestbau und Pflege
    Mit dem Schnabel trägt, schichtet und richtet er Äste und Zweige. Auch das Reinigen des Nestes sowie das Pflegen der Küken und des Gefieders erfolgen über den Schnabel.
  3. Kommunikation – das „Klappern“
    Störche besitzen keine ausgebildeten Stimmbänder und können nicht rufen oder singen wie viele andere Vögel.
    Stattdessen klappern sie: Sie schlagen die Schnabelhälften schnell aufeinander. Das ist für Jungtiere, Partner oder Rivalen ein akustisches Signal – vergleichbar mit Sprache oder Mimik bei Menschen. Das Klappern ist z. B.
    • eine Begrüßung unter Partnern
    • ein Abwehrverhalten gegenüber Eindringlingen
    • oder eine Balzhandlung
  4. Wärmeregulation (Thermoregulation)
    Unter dem Schnabel befindet sich der sogenannte Kehlsack – ein dehnbarer Hautbereich. Wenn Störche hecheln, pumpen sie durch Muskelbewegungen Luft durch diesen Bereich, um sich abzukühlen – ähnlich wie Hunde beim Hecheln.

📚 Pädagogische Relevanz

  • Der Schnabel des Storches ist ein ideales Beispiel für Anpassung an den Lebensraum.
  • Er lässt sich mit Alltagsgegenständen vergleichen (Zange, Pinzette, Kochlöffel) und bietet somit kindgerechte Zugänge zur Naturwissenschaft.
  • Über den Schnabel lassen sich Themen wie Kommunikation ohne Worte, Werkzeuge der Natur, Tierpflege und Brutpflege sowie Hitzeverhalten bei Tieren anschaulich erarbeiten. Wie immer aufgestaffelt in die drei Hauptbereiche für KinderTagesStätten / Kinderhäuser, aber auch Schulkinder.

🍼 Krippe (0–3 Jahre)

Schnabel Küken 7 Tage.

👶 „Der Schnabel: Damit kann der Storch klappern!“

  • Der Schnabel vom Storch ist lang und rot.
  • Damit kann er Klapper-Geräusche machen – wie ein Klack-Klack!
  • Er benutzt ihn wie eine Zange: zum Essen und Sachen tragen.
  • Der Schnabel fühlt sich an wie ein harter Holzlöffel.
  • Wenn es dem Storch zu heiß ist, macht er den Schnabel auf und atmet schnell – wie ein Hund, der hechelt.

🧠 Pädagogischer Fokus:

  • Sprachförderung durch einfache Begriffe: „lang“, „rot“, „klack“.
  • Sinneserfahrung durch Tasten und Hören (z. B. mit Holzlöffeln klappern).
  • Nachahmung fördert Motorik und Emotionen: „Mach mal wie der Storch!“

🎨 Ideen für die Praxis:

  • Zwei Holzlöffel geben → Klappern nachahmen.
  • Bilderbuch mit Storchenbildern.
  • Schnabel basteln aus Papier für Rollenspiel.

🎒 Kindergarten (3–6 Jahre)

Schnabel Jungstorch (Flügge)

🧒 „Was kann der Storch mit seinem Schnabel alles machen?“

  • Der Schnabel ist so lang wie ein Lineal (etwa 20 cm).
  • Er ist glatt, hart und rot – und hilft dem Storch beim Fressen, Tragen und Klappern.
  • Störche machen kein „Piep“ – sie klappern mit dem Schnabel, um „Hallo!“ zu sagen.
  • Mit dem Schnabel kann der Storch Frösche fangen – wie mit einer Zange oder Pinzette.
  • Unter dem Schnabel hat er eine dehnbare Haut – das nennt man Kehlsack. Wenn es warm ist, hechelt der Storch.

🧠 Pädagogischer Fokus:

  • Sprachentwicklung durch Begriffe wie „Kehlsack“, „klappern“, „Werkzeug“.
  • Vergleichendes Denken: „Was ist bei uns wie der Schnabel?“ (Zange, Pinzette).
  • Naturverständnis: Warum können Störche nicht singen?
  • Feinmotorik und Bewegung: Nachspielen mit Zangen oder selbstgebasteltem Schnabel.

🎨 Ideen für die Praxis:

  • Bastelt einen langen Schnabel aus Pappe.
  • Fangspiel mit Zangen und „Fröschen“ aus Filz.
  • Klangexperiment: Welcher Gegenstand klappert wie der Storch?
  • Rollenspiel „Storchenfamilie“.

📚 Schulkinder (ab 6 Jahren)

Klappern bei der Fremdstorch-Abwehr

🧑‍🎓 „Der Schnabel – ein echtes Allroundwerkzeug des Storches“

  • Der Schnabel ist ca. 20 cm lang, aus Horn (wie Fingernägel) und schützt den Kieferknochen.
  • Er ist rot, fest, aber nicht scharf – eher wie ein glattes Holzlineal.
  • Er hilft beim Fressen von Fröschen, Mäusen, Insekten, beim Nestbauen und natürlich beim Klappern, das bei Störchen als Sprache dient.
  • Störche haben keine Stimme – sie klappern, um sich zu begrüßen, zu warnen oder zu beeindrucken.
  • Der Kehlsack hilft beim Hecheln, wenn es heiß ist, und macht das Atmen leichter.

🧠 Pädagogischer Fokus:

  • Sachwissen über Biologie und Körperbau von Vögeln.
  • Vergleiche zur menschlichen Anatomie (z. B. Kiefer – Schnabel, Stimme – Klappern).
  • Kritisches Denken: Warum ist der Schnabel für das Überleben so wichtig?
  • Techniktransfer: Wie funktionieren Werkzeuge wie Zangen – und was haben sie mit dem Schnabel gemeinsam?

🎨 Ideen für die Praxis:

  • Forscherstation mit verschiedenen Materialien: Was fühlt sich wie ein Schnabel an?
  • Messen von 20 cm: So lang ist ein Schnabel!
  • Tierverhalten beobachten: Klappern im Livestream erklären.
  • Quiz: Wofür nutzt der Storch seinen Schnabel?

1. Fehlstellungen des Schnabels

🔸 Kreuzschnabel (Scissor Beak / Crossbill)

  • Überkreuzung von Ober- und Unterschnabel durch asymmetrisches Wachstum.
  • Ursache: genetisch, entwicklungsbedingt oder durch Trauma.
  • Folge: erschwerte Nahrungsaufnahme, oft schlechte Prognose in freier Wildbahn.
  • 📚 Quelle: Penelope Jenni-Eiermann, Schweizerische Vogelwarte Sempach, „Erkrankungen bei Wildvögeln“ (2014)

🔸 Offener Schnabel (Open Beak)

  • Fehlende vollständige Schnabelschließung.
  • Mögliche Ursachen: Muskelschäden, neurologische Störungen, Entwicklungstrauma.
  • Kann zu Unterernährung führen.
  • 📚 Quelle: H. Müller & W. Wüst, „Storchenmedizin in der Rehabilitation – Fälle aus der Praxis“, in: Avian Pathology Journal, Bd. 41 (2017)

2. Verletzungen des Schnabels

🔸 Frakturen & Brüche

  • Häufig durch Anflugtraumata (z. B. Stromleitungen, Windräder).
  • Versorgung: Schienung, Klebung, Kunstharzbehandlung.
  • 📚 Quelle: NABU Bundesverband: „Verletzte Wildvögel – Hilfe und Behandlung“, 2021

🔸 Abnutzung & Rhamphotheca-Schäden

  • Ältere Störche zeigen häufiger Abnutzung durch harte Böden.
  • Horn regeneriert sich langsam – bei Mangel (z. B. Biotin, Kalzium) verzögert.
  • 📚 Quelle: Dr. Gabriele Müller, „Schnabelwachstum und Hornstruktur bei Großvögeln“, Vogelklinik Leipzig, 2020

3. Infektionen und Erkrankungen

🔸 Mykosen (Pilzbefall)

  • Vor allem bei geschwächtem Immunsystem oder in nassen Nestern.
  • Sichtbar durch Beläge, Schwellungen oder Juckreiz.
  • 📚 Quelle: Veterinary Mycology – Fungal Diseases in Birds, Springer Verlag, 2015

🔸 Bakterielle Entzündungen & Nekrosen

  • Komplikation bei offenen Schnabelverletzungen.
  • Unbehandelt können Gewebeschäden entstehen.
  • 📚 Quelle: Avian Disease Manual, 7th Edition (AAAP), Kapitel „Beak Lesions“

4. Pigmentierungs- oder Wachstumsstörungen

📚 Quelle: Jenni & Kéry: „Biologie und Ökologie des Weißstorches“, Vogelwarte Sempach, 2012

Farbveränderungen (z. B. blass statt rot) oft durch Hormonmangel oder Vitaminmangel.

Kalzium, Vitamin D3 und UV-Licht sind essenziell für Hornwachstum und Färbung.

Es folgen nun Bilder eines Storches, der in Loburg aufgenommen wurde, welcher eine sehr starke Fehlstellung aufzeigt. Die Ursache ist nicht ganz klar. Es kann sich um einen verfestigsten Matschklumpen handeln. Aber auch andere Ursachen sind möglich.

Bei diesen Bildern sieht man die Fehlstellung vor der physischen Barriere.

Und hier ein Bild ebendieser Barriere und die bisher erzielten Erfolge.

Versorgung – Pflege – Patenschaften in Loburg

Wenn ein Storch krank, verletzt oder mit einer Schnabelfehlstellung gefunden wird, ist schnelle Hilfe entscheidend. In Deutschland gibt es nur wenige spezialisierte Stationen, die solche Tiere dauerhaft aufnehmen und pflegen können.

Eine der bekanntesten Einrichtungen ist die:

🕊️ Storchenpflegestation Loburg (Sachsen-Anhalt)

  • Hier werden verletzte Wildstörche medizinisch versorgt, z. B. nach Stromschlägen, Brüchen oder Fehlstellungen.
  • Die Tiere erhalten artgerechtes Futter (u. a. Mäuse, Küken, Fisch, Insekten) und ein spezielles Aufbautraining mit kontrollierten Ausflügen.
  • Jährlich finden dort auch Fahrten zur Auswilderung statt – insbesondere für Jungtiere, die in freier Wildbahn geboren wurden, aber nicht ohne Hilfe überleben könnten.

💛 Störche in Loburg kann man auch „bepaten“

👉 Hier geht’s zu den aktuellen Patentieren im Shop:
https://shop.storchenhof-loburg.de/Patentiere

Und hier noch das Video vom Storchennest Fohrde. Das Klappern gehört zum Handwerk:

Hunter ist erlöst und Blick nach vorne

Hunter ist erlöst und Blick nach vorne

📓 Tagebuch – 11. Juni 2025 (Update)

Gestern Nacht fiel die Kamera aus. Erst am Morgen konnte ich den Fehelr beheben und stellte fest das, wie vermutet unser Löwenherz entschlafen ist.
Ich finde den Gedanken schön, mir vorzustellen wie er im Regenwurmparadies mit Mia gemeinsam keinen Hunger und keine Kälte mehr spüren muss. Gute Reise kleiner Hunter, du bleibst in ganz besonderer Erinnerung.
Kaira hat ihn heute Morgen dann an den Rand bugsiert. Unsere beiden Pitti und Platsch gedeien dafür prächtig und haben volle Kröpfe. Das Frühstück war reichhaltig und beide wurden satt. So darf es doch gerne weitergehen. Nur Alexander müsste in die Hufe kommen, der Bedarf wird täglich mehr.

Ich kann mir Alexanders Verhalten einfach nicht erklären. Er bleibt immer wieder stundenlang weg – teils bis zu fünf Stunden oder noch länger. Und wenn er dann endlich zurückkehrt, tut er… nichts. Kein Füttern, kein Hochwürgen, kein Anzeichen von Versorgungsinstinkt. Dabei betteln Pitti und Platsch ihn massiv an. Sie verfolgen sogar seine Bewegungen im Nest, picken ihn an – regelrecht verzweifelt. Aber da kommt nichts. Kein Futter, keine Reaktion.

Das meiste bleibt an Kaira hängen – gefühlt 90 %. Und der Bedarf der Küken ist weiterhin hoch. Ich finde in meiner Fachliteratur nichts, was dieses Verhalten erklären könnte. Vielleicht ist es Alexanders erste Brut. Vielleicht ging alles zu schnell. Ankunft, Paarung, Eiablage – vielleicht war da sogar ein anderer Partner vor ihm, den er verdrängt hat. Es gibt so viele „Vielleichts“ und „Könnte ja sein“. Aber wissen? Weiß ich nichts davon. Ich bin keine Ornithologin – „nur“ eine Frau, die sich durch Vorträge, Fachliteratur, Hofbesuche und Austausch mit Expert:innen Wissen aneignet.

Fakt ist: Spätestens wenn die Küken in ein Alter kommen, in dem sie regelmäßig allein gelassen werden, wird Kaira wohl alles alleine stemmen müssen. Und ehrlich? Ich glaube, sie kann das. Was sie in einer einzigen Stunde anschleppt, ist unfassbar. Sie ist eine Power-Störchin! Am Nahrungsmangel liegt es definitiv nicht. Wir haben Moore, die Mangfall – selbst in Trockenperioden ist das hier kein Problemgebiet.

Trotz allem bleibe ich optimistisch. Die Küken machen einen großartigen Eindruck. Sie wirken kräftig, agil, satt. Und Kairas Versorgungsleistung ist beachtlich – die zwei hauen gut rein. Man steckt eben nicht drin. Manchmal bleibt einem nur Beobachtung, Dokumentation – und das Vertrauen in die Natur.

Und für heute schließt sich der Eintrag mit einem richtig süßen Kuschelfoto. ❤️


– Cindy

Hunter – Ein Löwenherz im Storchennest

Hunter – Ein Löwenherz im Storchennest

📘 Tagebucheintrag – 10. Juni 2025
Titel: „Hunter – Ein Löwenherz im Storchennest“

Hunter, der Kleine.
Er will so sehr leben.

Seit den frühen Morgenstunden lagen alle Augen auf ihm – dem Schwächsten im Nest. Wackelig, erschöpft, aber voller Kampfgeist. Was am Morgen noch hoffnungsvoll schien, wurde mit jeder Stunde schwieriger.

Hunter, ganz unten beim verzweifelten Kampf ums Würmchen

Am späten Vormittag zog Kaira ihm erneut einen Wurm aus dem Schlund – zu lang, zu schwer, zu viel für den geschwächten Körper. Alexander ließ sich über fünf Stunden nicht blicken. Kaira nutzte die Zeit zunächst, um Schatten zu spenden und Fliegen zu verjagen – doch irgendwann wandte sie sich Hunter zu.

Am späten Nachmittag begann sie, auf ihn einzupicken. Und auch Pitti und Platsch machten mit – ob aus Instinkt oder weil sie das Verhalten der Altvögel nachahmen, vermag ich nicht zu sagen. Dafür fehlt mir das fachliche Wissen. Diese Szenen möchte ich euch aber nicht zeigen.

Als deutlich wurde, dass dies wohl der Beginn eines Rauswurfs war, informierte ich die Hofbesitzerin. Ich war bereit, jederzeit loszufahren.

Kurz darauf lag Hunter am Rand des Nestes – ich fuhr los.
Unten war die Rettungskette bereits bereit. Doch zuerst kam Mia.

Alexander kurz nach dem Wechsel, ich war noch dort.

Ich erspare euch das Bild. Ich konnte sie beerdigen. Sie war gut genährt, der Kropf aber vollkommen leer – bei ihr war es wohl wirklich das Auskühlen oder ein schwächeres Immunsystem.

Und Hunter?
Er hatte sich erneut ins Nest zurückgekämpft. Auf Biegen und Brechen. Doch seine Kräfte waren sichtbar erschöpft.

Und dann – als Alexander zurückkam – ein Wunder: Hunter klapperte.
Ein leises, aber deutliches Lebenszeichen.

Doch er bekam nichts ab. Zu schwach.

Als Kaira um 20 Uhr wiederkam, sah man als Zuschauer deutlich, wie schlimm es um ihn stand. Es lagen gefühlt ein Pfund Würmer im Nest – doch Hunter bekam keinen einzigen. Sein Körper war zu schwach, um sich zu beteiligen.

Mittlerweile gehe ich davon aus, dass er die Nacht nicht überleben wird.

So traurig es ist – es zeigt auf erschütternde Weise, wie hart und erbarmungslos die Natur sein kann. Hunter ist sehr mager. Sein Kropf sichtbar leer. Das Brustbein tritt deutlich hervor. Man kann Kaira nicht böse sein. Sie handelt ihrem Instinkt. Emotionales vergleichen wäre vollkommen fehl am Platz oder sie für etwas zu beschuldigen in ihrem „Tun und Handeln“. Kaira macht ihren Job wirklich gut als Storchenmama und das beweist sie Tag für Tag.

Und doch – eines weiß ich sicher:
Wenn dieser unglaublich starke kleine Storch ins Regenbogenland geht, wird er für mich immer ein ganz besonderes Küken bleiben.

Ein Löwenherz.
Er wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben. Zum Abschluss noch ein etwas schöneres Bild.

Auftauchen, Klappern, Abtauchen – herrlich.

Mia hat es nicht geschafft

Mia hat es nicht geschafft

Tagebucheintrag – Abschied von Mia und Hoffnung für Hunter

Der Chat ist wieder da. Und doch beginne ich heute mit einer traurigen Nachricht:
🌈 Mia ist im Regenbogenland.
Heute um 5:07 Uhr wurde sie, nachdem man bereits gestern erkennen konnte, dass der letzte Tag zu viel für sie war, sanft an den Rand gelegt.

Mit dem heutigen Tag, der mit Sonne und angenehmen Temperaturen aufwartete, lief es insgesamt besser im Nest: Die Wachwechsel klappten harmonischer, das Füttern strukturierter. Die Kröpfe waren voll – zumindest bei Pitti & Platsch. Sie wirkten kräftig und zufrieden.

Unser kleiner Kämpfer Hunter gibt weiterhin alles, was ihm möglich ist. Doch er hat es doppelt schwer: Als Jüngster im Nest mit einem Abstand von 6 bzw. 7 Tagen zu den Großen ist es für ihn ohnehin kaum möglich, an Futter zu kommen. Und das ausgerechnet jetzt, wo sein kleiner Körper dringend Energie bräuchte. Die Wärme fordert zusätzlich Kraft – und der Hunger wächst schneller als der Mut.

Zwar konnte Hunter heute 2–3 Würmer ergattern – gerade so viel, dass er sie schlucken konnte. Aber es ist zu wenig, viel zu wenig.

Sollte Hunter – im schlimmsten Fall – aus dem Nest geworfen werden, dann darf ich, ausnahmsweise, handeln:
Ich darf ihn auflesen, ihm nach einer kurzen Ruhephase (alle notwendigen Mittel sind bei mir vorhanden) in Absprache mit Loburg etwas Futter anbieten und ihn dann in fachkundige Hände weitergeben.
Er wird NICHT bei mir bleiben oder von mir aufgezogen. Ich sehe mich nur als erste Not-Station, niemals als Dauerlösung.

Aber: Wir müssen realistisch bleiben. Die Chance, dass ein Sturz aus 10 Metern Höhe überlebt wird, ist verschwindend gering. Auch, wenn dichte Bäume den Fall vielleicht bremsen könnten.
Und ja – es besteht auch die Möglichkeit, dass Hunter im Nest gefressen wird. Das gehört zur harten Realität.

Das Grundstück darf ich jederzeit betreten – auch hier bin ich dankbar für das Vertrauen.


Der Chat ist wieder aktiv – und wir schauen gemeinsam nach vorn.
Es ist willkommen, über andere Nester zu sprechen, Beobachtungen zu teilen, sich auszutauschen. Was ich aber weiterhin bitte zu unterlassen: Herabwürdigungen oder Streitigkeiten über andere Chatter oder Nestbetreiber. Was sie tun, ist ihre Sache – nicht unsere.

Der heutige Verlust – oder sogar zwei – schmerzt. Natürlich.
Aber das ist der Lauf der Natur.
Und wenn es zwei oder – unglaublich, aber vielleicht – sogar drei schaffen, dann ist das ein Geschenk: Für mich, für den Arterhalt, für die Altstörche.
Und nicht zuletzt: Für unsere Kinder.

Kommt gut in den Abend.
Eure Cindy

Regen und Rettungsaktion Otto durch Fohrde & Loburg

Regen und Rettungsaktion Otto durch Fohrde & Loburg

📖 Tagebucheintrag: Regen en masse & Rettung von Storch Otto (Fohrde)

Datum: Sonntag, 8. Juni 2025

Seit der Nacht auf Samstag regnet es fast ununterbrochen. Auch tagsüber gab es immer wieder kräftige Schauer. Gegen Abend zeigte sich, dass sich etwas Wasser in der Mulde des Nestes gesammelt hatte. Wichtig ist hier: Das liegt nicht an einem Defekt im Ablauf, denn unser Nest ist – wie vom NABU empfohlen – gut wasserabweisend konstruiert.

Dauerregen in Kolbermoor zeigt seine Spuren

Durch das Gewicht der vier Küken und die schiere Menge an Körpern im Nest wird das Abfließen jedoch erschwert. Zudem ist das ursprünglich lockere Stroh mittlerweile plattgedrückt. Das Wasser sickert dennoch zuverlässig ab, wie sich bei einem kürzlichen Starkregen gut beobachten ließ: Innerhalb kürzester Zeit war das Wasser verschwunden und das Stroh trocknete schnell wieder, auch dank der Luftzufuhr von unten.

Heute, Sonntagmorgen gegen 6 Uhr, ließ der Regen endlich nach. Laut Vorhersage ist am Dienstag mit sonnigem und warmem Wetter zu rechnen.

Ein wichtiger Hinweis:
Dieser Livestream zeigt das wahre Leben in einem Wildtier-Nest – ohne Drehbuch, ohne Wunschkonzert. Ich werde keine Hebebühne einsetzen, um frisches Heu ins Nest zu legen. Dies wäre ein klarer Verstoß gegen das geltende Naturschutzgesetz:

🔗 § 42 Bundesnaturschutzgesetz (BuNaSchG)Zugriff, Störung oder Entnahme bei besonders geschützten Arten ist verboten.

So schwer es manchmal fällt – auch ein möglicher Jungtierverlust gehört zur natürlichen Entwicklung. Die Tiere sind uns durch die Beobachtung ans Herz gewachsen, doch sie gehören nicht uns. Es sind wilde Tiere, die nicht einmal wissen, dass wir sie beobachten.


🐦 Status im Nest:

Alexander ist aktuell nicht im Nest. Es ist möglich, dass er wegen des durchnässten Gefieders nicht flugfähig ist – wir beobachten weiterhin aufmerksam.

Die Küken wirken derzeit stabil, sind jedoch natürlich hungrig. Wir hoffen auf baldige Wetterbesserung und Alexanders Rückkehr.


🚨 Rettungseinsatz in Fohrde: Storch Otto

Ein Blick nach Fohrde: Dort wurde gestern Storch Otto, der Partner von Elli, verletzt auf einer Wiese gefunden. Zunächst schien äußerlich nichts Auffälliges – doch er flog nicht.

Dank der schnellen Reaktion und der Hilfe des Außenreporters Peter konnte Otto unkompliziert eingefangen werden.

Storch Otto nach dem Einfangen
Aussenreporter Peter mit Otto bei Loburg (Die Kopfsocke soll dem Tier die Angst etwas nehmen)

Anschließend kam Loburg ins Spiel – wie so oft mit unglaublicher Unterstützung. Otto wurde zunächst in einer Voliere untergebracht, um zur Ruhe zu kommen. Nun kann ich, wenngleich der Anlass nicht schön ist, aber kurz nach meiner Vorstellung von Loburg direkt zeigen, wo die Vogelschutzwarte zum Einsatz kommt.

Die tierärztliche Untersuchung bestätigte leider erste Vermutungen:

  • Schlüsselbeinbruch (mehrfach)
  • Riss im Luftsack
  • Blutung aus der Luftröhre

Die Prognose ist ungewiss – 50/50, ob Otto je wieder fliegen kann. Wir drücken ihm fest die Daumen.

Ein riesiges Dankeschön geht an alle Beteiligten:

  • an Peter für die sichere Bergung und alle Beteiligten der Rettungskette
  • an das Team in Loburg für die medizinische Versorgung und liebevolle Pflege

❤️ Wer Loburg unterstützen möchte, kann das hier tun:
🔗 Spendenaktion Vogelschutzwarte Loburg

Pflegestörche ( Jungstörche ) beim Aufpäppeln in Loburg

Einen tollen Artikel hat Ev auch auf der Website vom Storchennest Fohrde geschrieben. HIER geht es zum Artikel/Tagebuch

Happy Birthday Küken 4 (Hunter)

Happy Birthday Küken 4 (Hunter)

🐣 Und plötzlich waren sie zu viert.

Ein Trio, das sich gefunden hatte. Eingespielt, abgestimmt, voller Energie – doch dann … passierte etwas.
Zuerst war es nur ein kleiner heller Fleck, der auf einem Ei auffiel. Ein bisschen Dreck vielleicht? Ein winziger Sprung? Oder nur Licht und Schatten, die uns in die Irre führen wollten?

Aber wer genau hinsah, konnte spüren: Da brodelt was.
Am nächsten Morgen dann die Gewissheit – ein Loch. Und nicht irgendeins. Ein Loch mit Leben.
Ein Schnabel, der sich keck durch die Schale schob, als wolle er sagen: „Hey, ich bin da. Ich bin spät. Aber ich bin bereit.“

Und so geschah es:
In der heutigen Nacht um 2:25 Uhr war es soweit.
Das vierte Küken hat sich befreit. Ganz still. Ganz heimlich. Ohne großen Applaus, aber mit einer unglaublichen Leistung.
Das Trio infernale wurde – völlig überraschend und doch irgendwie erwartet – zum Quartett geupgradet.
💛 Willkommen, kleines Wunder! 💛


🐾 Nicht die besten Startbedingungen

So schön dieser Moment ist, wir blicken mit wachem Blick auf die Realität – denn das Nest ist ein Ort voller Möglichkeiten, aber auch voller Herausforderungen. Und die sind für unseren Nachzügler nicht ganz ohne:


🐣 1. Die Größe und Kraft

Ein frisch geschlüpftes Küken bringt im Schnitt etwa 60–80 Gramm auf die Waage.
Seine älteren Geschwister hingegen sind über eine Woche alt, doppelt so schwer, haben ein dichteres Daunenkleid entwickelt und sind körperlich klar im Vorteil.
Ihre Bewegungen sind gezielter, ihre Hälse kräftiger, sie können sich besser behaupten.

Sehr gut zu sehen, der Unterschied der größe. Platsch, Mini, Pitti (v.l.n.r.) oben Mia

In der Ornithologie ist bekannt, dass asynchrones Schlüpfen – also zeitlich versetztes Schlüpfen innerhalb eines Geleges – bei Störchen evolutionär angelegt ist.
Es dient der natürlichen Brutreduktion: Wenn die Ressourcen knapp sind, überleben meist nur die kräftigsten Jungtiere.
📚 Vgl. Birkhead, T. R. et al., Bird Sense: What It’s Like to Be a Bird, 2012.


🪱 2. Die Nahrung

Während die älteren Küken schon Kaulquappen, Insekten und sogar kleine Mäuse verschlingen, braucht Mini noch etwas ganz anderes:
Weiche, nährstoffreiche Nahrung – Schnecken, Würmer, kleine Käfer.
Doch je älter der Nachwuchs wird, desto mehr passen die Altstörche ihre Jagdgewohnheiten an – und genau das macht es für das Kleinste so schwer.


🤕 3. Die Geschwister

Was bei den Großen wie ein kleines Geplänkel aussieht, kann für Mini schnell gefährlich werden:
Gehackt, gezwickt, beiseite geschubst – all das ist Alltag im Nest.
Diese sozialen Interaktionen sind normal, aber für das Leichtgewicht körperlich belastend.
Je größer die Geschwister, desto härter trifft es das Kleine – und je häufiger, desto mehr Kraft verliert es.


⚠️ 4. Die Reaktion der Altvögel

So hart es klingt: In der Natur zählt das Ganze.
Wenn ein Küken dauerhaft zurückbleibt, hungert oder schwächelt, kann es passieren, dass die Altstörche es selbst aus dem Nest entfernen oder – in seltenen Fällen – sogar fressen.
Dieses Verhalten nennt man Elterninfantizid, und es wurde bei Weißstörchen wissenschaftlich dokumentiert.
📚 Vgl. Tryjanowski & Kuźniak, Parental infanticide in White Storks, The Wilson Journal of Ornithology, 1999.

Es ist eine Überlebensstrategie – so schwer sie uns auch fällt.


Aber … nichts ist in Stein gemeißelt!

All das sind Möglichkeiten. Keine Gewissheiten.
Denn manchmal überrascht uns das Leben – und die Natur erst recht.
Vielleicht kämpft sich unser Mini durch. Vielleicht bekommt er genau das, was er braucht.
Vielleicht hat er einen großen Bruder oder eine Schwester, die Platz machen, ihn wärmen oder einfach mal „nicht hauen“. 😉

Was wir jetzt tun können?
👀 Beobachten.
🙏 Hoffen.
🤞 Daumen drücken.
Und die Geschichte weiterschreiben lassen.

Denn:
Wer um 2:25 Uhr in einer stillen Sommernacht das Licht der Welt erblickt, hat schon jetzt ein kleines Wunder vollbracht.
🐣💛 Willkommen, kleines Küken Hunter (Namenspate Hannesdr53). 💛🐣

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